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Um Daten in der Cloud muss man sich nicht mehr kümmern. Aber Daten in den eigenen Severn sind unabhängiger. Das „aber“ muss nicht sein. Mit hybriden Cloud-Konzepten geht beides, erklärt Daniel Metzger von Cloudera im Gespräch.
Foto: Cloudera Daniel Metzger ist Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Cloudera it&t business: Was müssen Unternehmen beim Gang in die Cloud beachten?
Daniel Metzger: Ein Unternehmen, das den Schritt in die Cloud plant, sollte erstmal sein Geschäftsmodell betrachten: Wo werden die Umsätze wirklich generiert und welche dieser Prozesse sind digitalisierbar. Im nächsten Schritt müssen die Datenvolumina abgeschätzt werden. Wie viel Bandbreite und Speicherplatz brauche ich und wie flexibel muss das erweiterbar sein. Regularien spielen ebenfalls eine Rolle. Vielleicht hat ein Unternehmen Daten, die gar nicht in der Cloud abgespeichert werden dürfen. Die müssen im Firmennetz bleiben. Bevor Unternehmen also den Gang in die Cloud wagen, muss die Datenstrategie sitzen.
it&t business: Und was ist mit den Kosten. Umsonst ist eine Cloud-Lösung ja nicht?
Metzger: Klar, betriebswirtschaftliche Überlegungen fließen immer mit ein. Allerdings finde ich, dass die nicht im Vordergrund stehen sollten. Eine Cloud-Lösung ist vorerst vielleicht sogar teurer als alles weiterhin selbst zu hosten. Wer nicht nur einen möglichst schnellen ROI im Kopf hat, sondern langfristig denkt und eine Datenstrategie aufstellt, fährt gut damit. Nehmen wir an, eine Firma plant in einem Jahr einen eigenen Online-Shop aufzubauen. Dann werden die Datenmengen, mit denen sie zu tun haben, in einem Jahr signifikant ansteigen. Mag sein, dass ein Cloud-Projekt erstmal mehr kostet als es bringt. Aber in einem Jahr ist dieses Unternehmen froh, wenn alles schon etabliert ist.
it&t business: Hängen diese Überlegungen auch mit dem Wechsel von „Cloud-first“ zu „Data-first“ zusammen?
Metzger: Daten sind eine wertvolle Ressource. Unternehmen, die zukunftsträchtig aufgestellt sein wollen, müssen sie in Geschäftsmodelle und Zielplanungen einbeziehen. Dabei ist es egal, wo diese Daten liegen. Wichtig ist, dass man sie nutzt. Die meisten Unternehmen verfügen über massenhaft ungenutzte Daten. Die sind in Silos über mehrere Rechenzentren oder Standorte verteilt. Die Umsetzung einer Datenstrategie funktioniert eigentlich nur, wenn diese Informationen zentral verfügbar sind. Das kann, muss aber nicht, mit einer hybriden Cloud-Lösung erreicht werden. Die Datenstrategie bestimmt quasi die Cloud-Strategie. Deswegen „Data-first“.
it&t business: Worin unterscheidet sich die Hybrid Data Cloud von anderen Cloud-Modellen?
Metzger: In einer klassischen Cloud werden alle Daten vom Betreiber der Cloud gehostet. Die Daten liegen beispielsweise in den Rechenzentren von Amazon, Microsoft oder Google. Wo die Informationen geografisch tatsächlich liegen, wissen die Nutzer nicht unbedingt. Man gibt die Daten quasi aus der Hand. Die Verfügbarkeit kann an Bedingungen des Cloud-Betreibers geknüpft sein. Wenn ein Unternehmen nun zu einem anderen Anbieter wechseln will, kann es sein, dass es nur seine Rohdaten zurückbekommt.
Bei einer hybriden Cloud behält man ausgewählte Daten On-Premises. Sie werden also über eigene Server in einer privaten Cloud gehostet. Der Vorteil dabei: Man selbst behält die Kontrolle über diese Informationen. Gerade bei geschäftskritischen Daten ist das vielen Firmen ein Anliegen. Damit keine Datensilos entstehen, wird die Hybrid Data Cloud über eine Managementplattform verwaltet. Dort werden die Informationen, die weiterhin in einer öffentlichen Cloud liegen und die, die über eigene Server laufen, gemeinsam verwaltet.
it&t business: Welche Vorteile bietet das einem Unternehmen?
Metzger: Der Hauptpunkt ist die Flexibilität. Der Nutzer entscheidet, was mit seinen Daten passiert. Große Datenmengen, die viel Rechenleistung fressen und für die man das eigene Rechenzentrum erweitern müsste, kommen in die klassische Cloud. Dabei müssen sich die Unternehmen nicht auf einen Anbieter einschränken. Zwei Terrabyte bei AWS, 500 Gigabyte auf Azure und die Buchhaltung über Google gehostet. Das geht alles. Für Unternehmen, die sich an viele Regeln, wie die DSGVO halten müssen, ist das wirklich praktisch. Sie können für spezielle Daten den Anwender nutzen, der mit den Regeln konform ist und zum Beispiel alle seine Rechenzentren in der EU betreibt.
it&t business: Wie sieht es beim Datenmanagement aus?
Metzger: Da geht die Hybrid Data Cloud auch neue Wege. Bisher werden Data Management und Business Intelligence oft getrennt voneinander betrachtet. Dabei wäre es praktisch, den Lebenszyklus von Daten, also vom Sammeln über das Anreichern bis zur Ableitung konkreter Maßnahmen zusammenzulegen. Mit der zentralen Managementplattform einer hybriden Infrastruktur geht das. Alle Daten und Services, die ein Unternehmen entweder selbst hostet oder an eine Public Cloud ausgelagert hat, laufen dort zusammen.
it&t business: Cloud ist als Trend ja gerade angekommen. Und jetzt kommt mit Hybrid Data Cloud schon wieder was Neues. Nehmen das die Unternehmen an?
Metzger: Ja. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass beispielsweise Firmen aus dem Automotive-Sektor sehr gerne hybride Konzepte nutzen. Im Bankensektor sind sie auch populär. Trotz der vielen Regularien schätzen auch sie die Flexibilität.
it&t business: Können KMU von der Hybrid Data Cloud profitieren, oder ist das nur etwas für „die Großen“?
Metzger: Das ist auch was für KMU. Die werden es möglicherweise anders nutzen als „die Großen“. Kleinere Unternehmen lagern eher einzelne Services und Applikationen aus, zum Beispiel Buchhaltungs- und Herstellungssysteme. Dabei generieren sie auch Daten, die einen gewissen Mehrwert haben, den sie ähnlich wie größere Unternehmen nutzen können. Das hängt eher mit dem eigenen Antrieb als mit der Unternehmensgröße zusammen. Ansonsten profitieren KMU genauso von der Flexibilität des Ansatzes. Sie entlasten ihre IT, weil die weniger Hardware On-Premises betreuen muss. Und wer Digitalisierungsprojekte umsetzen möchte, hat immer was davon, wenn es keine Datensilos gibt. Ich möchte dazu auf meine Aussage vom Anfang verweisen: Die Datenstrategie bestimmt die Cloud-Strategie.