Softwareprojekte stehen heute aufgrund sich ändernder Marktanforderungen vor großen Herausforderungen. Christian Rudolph, Micro Focus, im Gespräch
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Christian Rudolph ist Vice President Borland Sales International bei Micro Focus. Das Softwareunternehmen hat mit der Borland-Produktpalette Lösungen im Angebot, mit denen die Qualität von Entwicklungsprozessen sichergestellt werden kann
Die schnelle und effiziente Lieferung besserer Software ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen in der Applikationsentwicklung. Der Softwarebereitstellungsprozess lässt sich dabei als Lieferkette erklären. Während aber Industrie-Supply-Chains rund 100 Jahre Zeit hatten, sich zu entwickeln und flexibel zu werden, ist die Softwareentwicklung und deren Supply Chain erst etwas mehr als 25 Jahre alt, musste jedoch in frühen Stadien bereits mit Änderungs- und Variantenmanagement zurechtkommen. Ausgelagerte Entwicklungs- und Testprojekte erhöhen die Komplexität zusätzlich. Christian Rudolph, Vice President Borland Sales International bei Micro Focus, erklärt aktuelle Trends und Herausforderungen bei der Softwareentwicklung.
it&t business: Vor welchen Herausforderungen steht die Softwareentwicklung heute konkret?
Christian Rudolph: Die größte Herausforderung ist sicher die schnelle Reaktion auf geänderte Marktgegebenheiten und Kundenanforderungen. Unternehmen müssen bessere Software noch schneller liefern können. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Änderungen vielfach noch während des Entwicklungsprozesses ergeben und entsprechende erste Anpassungen bereits vor Fertigstellung der Software durchzuführen sind. Dies führt außerdem zu weniger Vertrauen in die Ergebnisse hinsichtlich der Tests beziehungsweise der Abdeckung der Anforderungen. Zusätzlich kommt in vielen Unternehmen noch eine eventuelle Neuausrichtung der Entwicklung in Richtung agiler Methoden dazu oder zumindest erste Schritte in diese Richtung.
Welches ist heutzutage die zentrale Komponente der Softwareentwicklung?
Während in den letzten Jahren eher die Testautomatisierung im Vordergrund stand, ist derzeit ein Schwenk in Richtung Anforderungsmanagement zu erkennen. Aktuelle Studien belegen, dass immer noch zwischen 30 und 40 Prozent der Entwicklungszeit darauf verwendet wird, Fehler aufgrund ungenauer Anforderungen wieder auszubügeln.
Trotzdem sind nach wie vor viele Softwareprojekte nicht erfolgreich. Das hat eine Untersuchung von Borland gemeinsam mit Vanson Bourne im Herbst 2013 eindeutig ergeben. So scheitern immer noch über 20 Prozent aller Softwareentwicklungsprojekte. Außerdem verfehlen mehr als 50 Prozent aufgrund eines ungenauen Änderungsmanagements am Ende ihr Ziel.
Welche Maßnahmen unterstützen die Anforderungsdefinition?
Getreu dem Motto „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ helfen Visualisierungen und Simulationen dabei, die Anforderungen noch eindeutiger zu gestalten. Sie sind wie Prototypen im Autobau eine gute Grundlage für eine erste Validierung beziehungsweise als Diskussionsgrundlage. Mit Hilfe der Simulationen lassen sich auch problemlos Testfälle ableiten, die dann später über das Testmanagement gesteuert – manuell oder automatisiert – abgearbeitet werden können.
Was sind neue Trends, die derzeit den Markt der Softwareentwicklung bestimmen?
Hier ist ganz klar das Mobile Testing zu nennen. Da immer mehr mobile Devices im Geschäftsumfeld genutzt werden, gewinnt dieses bisher stiefmütterlich behandelte Thema eine deutlich höhere Priorität. Es ist inzwischen beinahe ebenso wichtig wie der Bereich Web-Applikationen, um den Erfolg eines Unternehmens sicherzustellen.
Welche Rolle spielt dabei die Vielzahl der Plattformen und Browser?
Aufgrund der Tatsache, dass Applikationen auf verschiedenen Plattformen beziehungsweise Web-Applikationen in verschiedenen Browsern zur Verfügung stehen müssen, erhöht sich auch die Anzahl der erforderlichen Testläufe. Mit Hilfe von speziellen Konfigurations- beziehungsweise Cross-Browser-Testverfahren hält sich die Komplexität durch geschickte Wiederverwendbarkeit und Verteilung im Rahmen. Dies ist auch verbunden mit einer deutlich steigenden Qualität. Hierbei hilft die nahtlose Verzahnung von Testautomatisierung und Testmanagement, die wir mit den Werkzeugen der Silk-Familie sicherstellen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Softwareentwicklung zwar deutlich weniger Zeit hatte, sich den Anforderungen einer modernen Supply Chain zu stellen, und die zusätzlichen Herausforderungen durch Auslagerung verschiedener Prozesse nicht weniger werden, aber die Herangehensweise jedoch professionalisiert werden kann. Die nachträgliche Fehlerbehebung kann zwar in den seltensten Fällen vollständig ausgeschlossen werden, aber durch moderne Methoden und Werkzeuge zumindest stark minimiert werden.