Gastbeitrag: Wissensarbeiter sind zu häufig mit Routine beschäftigt, sagt Frank Schabel
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Der Autor Frank Schabel ist Head of Marketing/ Coporate Communications beim Personaldienstleister Hays
In diesem Jahr haben wir die Wissensarbeit im deutschsprachigen Raum genauer analysiert und für unsere Studie „Wissensarbeit im Wandel. Neue Spannungs- und Handlungsfelder“ insgesamt 1.215 Fach-, und Führungskräfte befragt.
Leider hat sich in einigen Punkten nichts getan: Nach wie vor sind Wissensarbeiter zu häufig mit Routinetätigkeiten beschäftigt. Ein gutes Drittel ihrer Arbeitszeit machen sie im Durchschnitt aus – das ist mehr Zeit, als für die Lösung komplexer Probleme aufgewendet wird. Ein Armutszeugnis, das zeigt, wie selten das Potenzial von Wissensarbeitern fließen kann. Oft ist die ISO-Norm wichtiger als das Betreten von Neuland.
Digitalisierung: der Retter der Wissensarbeit?
Offeriert uns die Digitalisierung eine Lösung aus diesem Dilemma? In diesem Punkt sind sich die Führungskräfte und die Wissensarbeiter uneins. Die befragten Manager gehen mehrheitlich davon aus, dass sich die Wissensarbeit durch die technischen Entwicklungen signifikant verändern oder ganz obsolet werden wird.
Natürlich sehen dies die Wissensarbeiter anders - und meinen, dass ihre Tätigkeit von der Automatisierungswelle und künstlicher Intelligenz vollkommen oder eher unberührt bleibt.
Vielleicht sollten wir die Zukunft von Wissensarbeit auch nicht nur im digitalen Kontext beleuchten. Seit einigen Jahren diskutieren wir, ob es künftig nicht mehr um Wissens-, sondern um Kreativarbeit geht. Bei Letzterer spielen mentale Kompetenzen, wie der Umgang mit Unsicherheit, das Eintauchen in neue Themenwelten oder die Selbststeuerung, die Schlüsselrollen.
Fachliche Expertise, also das harte Wissen, verliert dagegen den Boden unter den Füßen, weil sie in dieser rasenden Welt so schnell verfällt und künstliche Intelligenz hier schlicht mehr Speicherkompetenz und Rechenleistung zu bieten hat.
Wissensarbeiter setzen auf eigene Fortbildung.
Dies könnte einer der Gründe sein, weshalb immer mehr Wissensarbeiter ihre Kompetenzen in Eigenregie weiterentwickeln und sich nicht auf ihren Arbeitgeber verlassen. Zwei von drei Wissensarbeitern sehen sich selbst als dafür verantwortlich an, in ihre eigenen Kompetenzen zu investieren – und die Führungskräfte bestätigen dies in gleichem Maße. Allerdings: Je mehr Wissensarbeiter ihre Qualifizierung in die eigene Hand nehmen (müssen), umso mehr sinkt ihre Loyalität.
Von daher ist diese Entwicklung alles andere als glücklich für Unternehmen und steht im Kontrast dazu, dass die breite Mehrheit der befragten Manager den Wissensarbeitern eine herausragende Rolle zuspricht, die es entsprechend zu fördern gelte.
Kompetenzen: mental und sozial zum Ziel.
Mentale (und soziale) Kompetenzen bilden den Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft, davon bin ich überzeugt. Es könnte daher helfen, wenn Unternehmen in ihren Weiterbildungsangeboten darauf ein Augenmerk legen würden und nicht nur in die Vermittlung harten Wissens investieren.
Die Hays-Wissensarbeiterstudie 2017 finden Sie hier zum Download.