Jedes dritte Unternehmen in Österreich hat noch keinen Mitarbeiter über Xing, Facebook & Co. eingestellt.
Foto: Robert Half
Sven Hennige, Robert Half: „Gerade KMUs verfügen oftmals nicht über die Ressourcen, auf den sozialen Kanälen mit Bewerbern zu interagieren“
Social Media Portale sind auch bei der Personalsuche auf dem Vormarsch. Dennoch haben 32 Prozent der Unternehmen in Österreich noch nicht erfolgreich über diese Kanäle rekrutiert. Das ergibt die aktuelle Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half, die das unabhängige Meinungsforschungsinstitut unter 100 heimischen HR-Managern in Österreich durchführte.
Rund ein Drittel der Befragten konnte bereits einen neuen Mitarbeiter über Xing gewinnen. Bei Facebook (27 Prozent) und LinkedIn (24 Prozent) fällt die Erfolgsquote geringer aus. Auch wenn Social Media das Recruiting verändert hat, lassen die Studienergebnisse darauf schließen, dass es kein Ersatz für traditionelle Personalgewinnungsmethoden ist.
Die meisten Unternehmen nutzen laut Studie Social Media Portale vor allem, um Stellenangebote zu bewerben und eine größere Anzahl an potenziellen Bewerbern zu erreichen. Die aktive Identifizierung von geeigneten Kandidaten sieht etwa jeder Fünfte als größten Pluspunkt. Und immerhin 15 Prozent der Unternehmen in Österreich schätzt die Möglichkeit, bei der Auseinandersetzung mit einem Kandidaten dessen Social Media Profile überprüfen zu können.
„Das schnelle Aufsetzen eines Social Media Unternehmensprofils und die Möglichkeit, direkt mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu treten, lässt nur dem Anschein nach die Personalsuche einfacher erscheinen. Gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen verfügen oftmals nicht über ausreichend personelle Ressourcen, um einerseits die große Anzahl an Bewerbungen zu bewältigen und gleichzeitig auf den sozialen Kanälen mit Bewerbern zu interagieren“, ordnet Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe & The Netherlands bei Robert Half, die Ergebnisse ein.
„Auch können Xing, Facebook, LinkedIn und Co. nicht den letztlich wichtigsten Entscheidungsfaktor im Rekrutierungsprozess ersetzen: den persönlichen Handschlag. Hier stößt das Social Media Recruiting an seine Grenzen und hat ganz klar einen Nachteil gegenüber herkömmlichen Rekrutierungswegen, inklusive der Nutzung von Personaldienstleistern.“
Was Unternehmen beachten sollten.
HR-Manager sollten dabei nicht zu schnell urteilen, empfiehlt das Meinungsforschungsinstitut: Wie ein Kandidat seine Social Media-Profile pflegt oder ob er überhaupt dort vertreten ist, lässt keine Aussage über seine Eignungen und Fähigkeiten zu. Der Blick in die Social Media-Profile kann einen Eindruck bestätigen, aber auch ins Gegenteil verkehren. Lockere Umgangsformen im Internet sagen noch nichts darüber aus, wie professionell ein Kandidat arbeitet. Die Privatsphäre sollte immer respektiert werden: Bei der proaktiven Suche nach geeigneten Kandidaten sollte die Ansprache vorsichtig formuliert werden; Auch die Bitte, von Jobangeboten über Social Media Abstand zu nehmen, ist legitim.
Social Media ist kein Ersatz für den persönlichen Handschlag: Viele Unternehmen glauben, ihre bisherigen Recruiting-
Maßnahmen durch Social Media ersetzen zu können. Dabei gehen jedoch wichtige Informationen verloren – zum Beispiel, wie potenzielle Kandidaten auf Stresssituationen reagieren und ob sie als Persönlichkeit in Ihr Team passen.