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Die sechste Mobilfunkgeneration 6G verspricht technologische Innovationen mit weitreichenden Anwendungsmöglichkeiten – doch wirtschaftlicher Erfolg ist nicht garantiert. Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt, dass Netzbetreiber neue Erlösmodelle entwickeln und eng mit anderen Branchen zusammenarbeiten müssen, um 6G profitabel zu machen. Ohne diesen Wandel drohen ähnliche Herausforderungen wie bereits bei 5G.
Foto: McKinsey
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Martin Wrulich, Senior Partner und Managing Director des Wiener McKinsey-Büros
Die Entwicklung von 6G bringt nicht nur neue technische Möglichkeiten, sondern auch wirtschaftliche Herausforderungen mit sich. Während frühere Mobilfunkgenerationen vor allem durch schnellere Datenübertragung und verbesserte Netzkapazitäten geprägt waren, zeigt die McKinsey-Studie "Shaping the Future of 6G", dass die Branche heute vor der Aufgabe steht, tragfähige Geschäftsmodelle zu etablieren. Netzbetreiber könnten sich durch frühzeitige Investitionen in innovative Erlösquellen entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern und neue Wachstumsfelder erschließen.
Die Einführung von 6G ist mit erheblichen Kosten verbunden. Bereits bei 5G war die Monetarisierung eine Herausforderung, da klassische Telekommunikationsdienste stagnierende Umsätze verzeichneten. "Bei 6G steht die Branche erneut vor der Herausforderung, neue Erlösmodelle mit Geschäftskunden zu erschließen", erklärt Martin Wrulich, Senior Partner und Managing Director des Wiener McKinsey-Büros. Hohe Infrastrukturkosten und eine unsichere Monetarisierung könnten dazu führen, dass sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von 5G wiederholen.
Laut der Studie wird 6G besonders in industriellen Anwendungen eine zentrale Rolle spielen. Die Technologie ermöglicht eine präzisere und effizientere Nutzung von Daten, was beispielsweise in der Produktion von Vorteil ist. So können Roboter in Echtzeit die Bewegungen von Menschen erfassen und sich automatisch anpassen, wodurch sicherere und autonomere Fertigungsprozesse möglich werden. Ein entscheidender Vorteil von 6G gegenüber 5G ist die dauerhaft niedrige Latenzzeit, die stabile und verzögerungsfreie Datenübertragung ermöglicht. Dadurch ergeben sich neue Anwendungsmöglichkeiten in sicherheitskritischen Bereichen wie dem autonomen Fahren sowie in Wachstumsbranchen wie der Gaming-Industrie.
Die McKinsey-Studie zeigt fünf zentrale Maßnahmen auf, die notwendig sind, um 6G wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Erstens müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, die über klassische Konnektivität hinausgehen. Dazu zählt beispielsweise die Monetarisierung von Sensordaten. Zweitens sind branchenübergreifende Kooperationen essenziell, um Investitionen auf mehrere Akteure zu verteilen. Dies kann durch Partnerschaften mit Unternehmen aus der Energie- oder Mobilitätsbranche erfolgen. Drittens sollten Netzbetreiber intelligente Investitionen in digitale Infrastruktur tätigen, um die Netzwerkkosten zu optimieren. Viertens sind regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich, die 6G nicht nur als Infrastrukturprojekt betrachten, sondern als Innovationsplattform fördern. Schließlich ist der Aufbau von Fachkräften entscheidend, um die technologischen Herausforderungen von 6G zu bewältigen.
"6G bietet großes Potenzial, doch sein Erfolg hängt von einer gemeinsamen Strategie von Netzbetreibern, Regierungen und Unternehmen ab", betont Wrulich. Die Mobilfunkgeneration der Zukunft muss mehr bieten als nur eine höhere Geschwindigkeit. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg wird sein, dass 6G nicht nur technische Innovationen bringt, sondern auch neue Geschäftsmodelle und branchenübergreifende Kooperationen fördert. Gelingt dieser Wandel, könnte 6G die Telekommunikationsbranche nachhaltig transformieren und neue digitale Innovationen vorantreiben.