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KI wird das Arbeiten in vielen Unternehmen und Organisationen massiv verändern. Österreichs IT- und Digitalisierungs-Verantwortliche lassen sich von dieser Erkenntnis allerdings nicht beunruhigen – sie betrachten die Chancen und die Fallstricke zum größten Teil sehr nüchtern und differenziert, wie der KI Survey von it&d business und CIDO Guide zeigt. Unser Expertise-Partner bei diesem Survey, NTT DATA Business Solutions, analysiert diese Chancen und Fallstricke genauer.
Foto: NTT DATA Business Solutions
Matthias Welland, Expert Consultant Produktion Planning bei NTT DATA Business Solutions, sieht die großen Chancen, die KI etwa beim Meistern des Fachkräftemangels eröffnet, aber auch die Herausforderungen, die sich beim Mitnehmen der Mitarbeitenden und beim Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologien für eine Organisation auftun.
Der KI Survey, den die Magazine it&d business und CIDO Guide gemeinsam unter Österreichs Technologie-Verantwortlichen durchgeführt haben, zeigt, dass die heimischen Unternehmen dem Thema KI-Readiness der eigenen Organisation und dem Zusammenspiel der Mitarbeitenden mit KI einen hohen strategischen Stellenwert zuschreiben. Sorge vor einer umwälzenden Disruption des eigenen Unternehmens und seiner Arbeitsprozesse ist allerdings kaum zu spüren. Vielmehr wird sondiert, welchen Nutzen die neuen technologischen Möglichkeiten für die eigene Organisation tatsächlich generieren können.
Wir matchten diese Survey-Ergebnisse mit den Einschätzungen von hochkarätigen Expert-Partnern – für das Thema Organisation und Digital Work ist das NTT DATA Business Solutions. Ausstrahlend von tiefgreifender, langjähriger SAP-Expertise als Herzstück, unterstützt das Unternehmen mit vielfältigem Branchenwissen, sowie einem starken Partnernetzwerk weltweit Kunden mit Lösungen und Technologien bei ihrer Transformation zu einem intelligenten Unternehmen.
Die Optimierung der Effizienz und Profitabilität durch den Einsatz von KI, Big Data und modernen Analysemethoden ist dabei eine absolute Kernkompetenz.
Matthias Welland, Expert Consultant Produktion Planning bei NTT DATA Business Solutions, sieht die großen Chancen, die KI etwa beim Meistern des Fachkräftemangels eröffnet, aber auch die Herausforderungen, die sich beim Mitnehmen der Mitarbeitenden und beim Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologien für eine Organisation auftun.
Herr Welland, welche Rolle spielen Generationenwechsel und Fachkräftemangel für Unternehmen für den Einsatz von KI?
Der Einsatz von KI bietet Unternehmen einen Weg, dem Fachkräftemangel zu begegnen, indem manuelle Aufgaben automatisiert, Arbeitskräfte entlastet und die Effizienz gesteigert werden. Parallel sorgt ein Generationswechsel dafür, dass jüngere Talente mit hoher Technologieaffinität und Offenheit für digitale Lösungen in Führungspositionen nachrücken. Ihr frischer Blick ist entscheidend, um KI zu integrieren und deren Potenzial voll auszuschöpfen. Dank rascher Anpassung und höherer Risikoaffinität gelingt es ihnen, KI-Prozesse effektiver zu etablieren. So entsteht ein innovationsfreudiges Umfeld, in dem erfahrene und nachrückende Fachkräfte gemeinsam wachsen.
In der Produktion gab es früher viele Mitarbeitende, die lange Jahre in der Fertigungsstraße tätig waren und die Maschinen genau gekannt haben. Heute gibt es immer weniger Mitarbeitende, die dieses Wissen haben und auch immer weniger, die so lange am gleichen Arbeitsplatz tätig sind – und sein möchten. Wie kann hier KI mit Wissenstransfer, beispielsweise mit Bots, die Vorschläge liefern, und ähnlichen Tools, konkret unterstützen?
Danke für die Frage, denn genau dieses Problem sind wir zusammen mit einem großen Landmaschinenhersteller angegangen und haben es gemeinsam zur vollsten Zufriedenheit gelöst. Wir haben auf Basis deren SAP ERP Systems einen sogenannten Werkerassistenten entwickelt, der den Werker bei seiner täglichen Arbeit unterstützt. Dabei setzen wir neben akustischen und visuellen Signalen auch auf KI-Methoden wie zum Beispiel einen intelligenten Chatbot, intelligente Zuordnung von Kleinteilen und intelligente Erstellung von Arbeitsanweisungen, die dem Ausbildungslevel des Werkers und seiner Sprache angepasst sind.
Was ist dabei an möglichen Fallstricken zu beachten – die Mitarbeitenden benötigen ja Wissen für ganz spezifische Fälle, die sie hier und jetzt in der entsprechenden Arbeitsumgebung bearbeiten müssen?
Bei der Entwicklung des angesprochenen Werkerassistenten hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, den Werker in jedem Entwicklungsschritt mitzunehmen und bei Entscheidungen mit einzubinden. Wenn auf dem Shopfloor für neue Methoden und Trends keine Akzeptenz vorherrscht, kann das zu einem Desaster für Mensch und Maschine werden. Weiterhin sollte man bei dem Design einer solchen Umgebung immer an private Standards denken, wie zum Beispiel Outlook/Apple Mail. Damit schafft man für den Werker schon mal eine vertraute Umgebung.
Sind die Unternehmen und Organisationen schon genügend auf das Zusammenspiel mit KI im Prozessbereich vorbereitet, und wo tun sich hier am ehesten Hemmschwellen, etwaige Fallstricke oder auch falsche Erwartungshaltungen auf?
Obwohl das Potenzial von KI im Prozessbereich groß ist, sind viele Unternehmen noch nicht optimal darauf vorbereitet. Ein häufiger Stolperstein liegt in der Datenqualität, denn was schlecht erfasst wurde („shit in“), führt zu unbrauchbaren Ergebnissen („shit out“). Gerade maschinelles Lernen hängt von sauberen Stammdaten und Transaktionsdaten ab, sei es für Prognosen oder Bildanalysen. Zusätzlich setzen viele KI-Services auf Cloud-Umgebungen, sodass Unternehmen mindestens eine hybride IT-Systemlandschaft benötigen. Ebenso essenziell sind klare Zielsetzungen des Managements und ein professionelles Change Management, damit Mitarbeiter KI akzeptieren und optimal nutzen können.
Ein umfassender, übergreifender Einsatz von KI in einer Organisation stellt vermutlich noch mehr Herausforderungen an das Change Management als andere technologische Innovationen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Viele meinen, dass dies eine Transformation des gesamten Unternehmens erfordert. Was werden in nächster Zukunft die Schlüsselkriterien sein, um diese Transformation zu einem intelligenten Unternehmen zu meistern?
Der erfolgreichen Einsatz von KI hängt im Kern von denselben Faktoren ab, die bei jeder technologischen Innovation entscheidend sind: der Überwindung technischer Hürden, einem strukturierten Projektmanagement, Validierung ALLER Geschäftsprozesse, einer klaren Strategie und die rechtzeitige Einbeziehung aller relevanter Stakeholder. Neben der bekannten Herausforderung der benötigten Datenquantität und -qualität zeigen sich durch neue Use Cases allerdings zusätzliche Anforderungen, die Unternehmen nicht unterschätzen sollten. Dazu zählt insbesondere der verantwortungsbewusste Umgang mit Daten und Algorithmen: Der EU Artificial Intelligence Act sowie die Diskussion rund um Bias, Ethik und Compliance führen vor Augen, wie wichtig das Thema „Responsible AI“ wird. Ein weiterer Schlüsselfaktor sind agile Vorgehensweisen. Statt auf den „KI Big-Bang“ zu warten, empfiehlt es sich, in kleinen Schritten zu starten und Ressourcen, Komplexität sowie Use Cases sukzessive auszubauen und eine langfristige Vision zu verfolgen. Auf diese Weise lassen sich schnell erste Erfolge erzielen und die Akzeptanz bei allen Beteiligten fördern.
Lässt sich dafür ein allgemein gültiges Erfolgsrezept formulieren?
Es ist absehbar, dass sich die Innovationszyklen in nächster Zeit weiter beschleunigen. Erfolgreiche Unternehmen werden sich durch starke Implementierungspartner und den Einsatz etablierter Technologien Vorteile sichern. Gleichzeitig darf man nicht jedem Trend blind hinterherlaufen. Es geht vielmehr darum, kontinuierlich am Ball zu bleiben, ohne sich in einer Flut an neuen Modellen, Funktionen oder Features zu verlieren. So entsteht eine zukunftsfähige, intelligente Organisation, die ihre Prozesse mittels KI kontinuierlich verbessert und nachhaltig wettbewerbsfähig bleibt.
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