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Vor kurzem führten die heimischen Magazine CIDO Guide und it&d business unter Österreichs IT & Digital-Entscheider:innen eine erste eigene Umfrage durch, um herauszufinden, wie sie mit dem omnipräsenten Thema KI in der Praxis tatsächlich umgehen und welchen Nutzen sie daraus heute bereits ziehen – zum Beispiel beim häufig zitierten Thema Fachkräftemangel. Mehr als 120 Technologie-Verantwortliche lieferten dazu Input und zugleich einen Reality Check.
Foto: AdobeStock 825581928/Dougie C
Ein häufig ins Treffen geführter Use Case für KI ist der Nutzen, den sie als Antwort auf den Fachkräftemangel und künftige Pensionierungswellen und die damit verbundenen potenziellen Wissensverluste liefern kann. Zum Beispiel, indem sie neue Mitarbeiter:innen beim Einarbeiten in neue Rollen und Aufgaben mit Wissen und Hilfestellungen unterstützt oder indem sie, zum Beispiel in Form von Agents, die menschlichen Kolleg:innen nicht nur von repetitiven, unproduktiven Aufgaben entlastet, sondern auch eine Basis und darüber hinaus Anregungen für kleine und große Entscheidungen und Optimierungen liefert. Der Bedarf dafür ist zweifellos vorhanden. Aber wie intensiv wird dieser Nutzen in der Praxis der heimischen Unternehmen tatsächlich bereits gesucht und gefunden. Und lässt sich schon einschätzen, wann, wie und wo KI zum echten Game Changer für die Arbeitswelt werden kann und wird?
Wenn man darüber spricht, wie entscheidend KI die Arbeitswelt verändern kann und wird, dann landet man unweigerlich auch bei den Bedenken und Ängsten, die manche Menschen und manche Mitarbeiter:innen gegenüber diesen Veränderungen haben. Beispielsweise, dass KI ihren Arbeitsplatz wegrationalisieren könnte, oder sie im eigenen Entscheidungsspielraum stark einschränken könnte. Die Technologie-Entscheider:innen, die an unserem Survey teilnahmen, kennen diese Ängste und Bedenken aus nächster Nähe – und sehen sie trotzdem oder gerade vielleicht deshalb um einiges differenzierter als das in der öffentlichen Diskussion häufig der Fall ist. 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie diese Bedenken und Ängste in der Praxis nicht stärker wahrnehmen als bei anderen Veränderungen, die mit Prozessen und Systemen einhergehen. 39 Prozent sehen sogar überwiegend positive Erwartungen hinsichtlich der Effekte durch die KI, nämlich, dass sie die eigene Arbeit erleichtern und vereinfachen würde.
Dass sich die Technologie-Verantwortlichen hier vom KI-Hype allerdings nicht mitreissen lassen, zeigt die recht nüchterne Einschätzung, wie entscheidend der Einsatz von KI aktuell ist, um als Arbeitgeber für junge, neue Mitarbeiter:innen attraktiv zu sein. Äußerst einheitlich beurteilen fast 90 Prozent der Befragten, dass man diesen Aspekt beobachten würde, dass er jedoch aktuell noch kein entscheidender Faktor bei der Gewinnung neuer Mitarberiter:innen ist.
Auf dem Radar hat man KI auch bei einem anderen Arbeitsmarktthema – und auch da durchaus nüchtern. So sind 26 Prozent der Entscheider:innen der Ansicht, dass KI in absehbarer Zeit ein wichtiges Werkzeug sein wird, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, etwa durch Assistenzsysteme, die die Mitarbeitenden mit Wissen und Vorschlägen unterstützen. 69 Prozent sehen KI aber zumindest vorerst noch nicht als entscheidenden Game Changer, sondern als ein Werkzeug von mehreren, beispielsweise neben klassischer Prozessautomatisierung.
Ein wenig höher sind in diesem Zusammenhang die Erwartungen an KI als Hebel für Wissensmanagement, um die bevorstehenden Pensionierungswellen und Generationenwechsel zu meistern. Hier erhoffen sich immerhin 42 Prozent der Befragten effektive Unterstützung und beschäftigen sich bereits intensiv mit den Möglichkeiten, die KI diesbezüglich bietet.
Ebenso unaufgeregt stellt sich die Sichtweise der – offenbar diesbezüglich schon sehr routinierten – Technologie-Entscheider:innen zu einem anderen Aspekt dar, nämlich zum Umstand, dass die Anbieter von KI-Lösungen die Fachabteilungen zunehmend adressieren, um ihnen dank KI die direkte Nutzung von Technologie zu ermöglichen. Wer jetzt gedacht hätte, CIOs und CDOs würden das als absolutes Reizthema wahrnehmen, hat sich getäuscht. Die meisten sehen es nämlich ambivalent. Immerhin 35 Prozent beurteilen diese Entwicklung durchaus als Chance, weil sich durch die direkte Nutzung potenziell mehr Business-Nutzen und das in einer höheren Geschwindigkeit erschließen lässt.
Ähnlich viele Survey-Teilnehmer, nämlich 38 Prozent, sehen es dann aber doch als Gefahr für Compliance, Datenschutz und für einen Wildwuchs an Lösungen im Unternehmen. Viele der Befragten sehen beides – die Chance und Gefahr zugleich. Und fast 22 Prozent der Befragten erwarten sich weder in die eine, noch in die andere Richtung allzu große Effekte. Als Argument dafür wird etwa angeführt, dass der Betrieb der KI-Lösungen mit zunehmender Intensität und Komplexität vom Business ohnehin an die IT abgegeben würde. Allerdings gibt es zumindest bei 23 Prozent der Technologie-Verantwortlichen da die Befürchtung, dass dies empfindlichen Mehraufwand für die eigene Abteilung bringen würde. Damit Hand in Hand stellt auch nur für 32 Prozent eine Schatten-KI ein echtes Schreckgespenst dar. 68 Prozent der Befragten sehen die Gefahr nicht größer als bei ähnlichen Entwicklungen früherer Jahre, wie etwa bei den Cloud-Diensten.
Zumindest in den heimischen Unternehmen wird die KI also bis auf weiteres kaum durch Magic, sondern durch nutzenbringende Arbeit punkten können – aber wahrscheinlich ist das ja die beste Voraussetzung, um letztlich nachhaltig zu einem echten Game Changer zu werden.
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