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Seit Beginn 2025 leitet Andreas J. Wagner als Managing Director die Geschicke von SAP Österreich. Jetzt beleuchtete er im ausführlichen Pressegespräch die großen, strategischen Schwerpunktthemen. Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen in Österreich und weltweit und dem brandaktuellen Bedarf an einer stärkeren Souveränität Europas, ist das vor allem das Thema Künstliche Intelligenz. Ein perfekter Anlass für ein Interview zu diesem Thema für unser Business Leader Cockpit.
Foto: SAP Atelier Schulte
Für Andreas J. Wagner, Managing Director SAP Österreich, werden KI-Agenten für viele Unternehmen neu definieren, wie KI ihre Produktivität und Effizienz steigern kann.
Die Voraussetzungen, die den gebürtigen Steirer mit langjähriger Erfahrung in internationalen Management-Positionen bei SAP bei seinem Start erwarten, sind eigentlich denkbar günstig: Eben erst hat man den dänischen Pharmariesen Novo Nordisk als das europäische Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert abgelöst. Die Analysten von Morgan Stanley und IDC stufen SAP im internationalen Ranking der strategischen Partner für GenAI und für KI allgemein zumindest unter den Top 5 ein. Und auch in Österreich lässt sich die Basis, auf die Andreas J. Wagner aufbauen kann, wahrlich sehen: 80 Prozent der heimischen Top-500-Unternehmen sind SAP-Kunden, insgesamt sind es 1.900 Kunden – ein großer Teil davon, vor allem Großkunden, nutzen die die Angebote bereits in der Cloud. Und mit 300 Partnern und ungefähr 3.000 SAP-Spezialist:innen, die dort tätig sind, agiert man hierzulande auch in einem starken Netzwerk.
Allerdings sind gleichzeitig auch die Herausforderungen so groß wie nie. Die weltweite wirtschaftlich höchst volatile bis angespannte Lage geben gerade dem neuen SAP-Österreich-Chef zu denken, der sich in seinen bisherigen Rollen insbesondere dem Thema Lieferketten gewidmet hat. Hier gibt es aus seiner Sicht einiges zu tun, insbesondere, wenn es um die europäische Souveränität geht. Mit der SAP Sovereign Cloud SAP und der Delos Cloud für den öffentlichen Dienst in Deutschland hat man dazu bereits richtungsweisende Schritte gesetzt.
Einiges zu tun gibt es aber auch beim prägenden Thema KI. Laut jüngster DSAG-Umfrage für den DACH-Raum hat KI für 68 Prozent der Befragten hohe und weiterwachsende Relevanz und erfordert entsprechende Investitionen. Gleichzeitig zeigt allerdings eine Economica-Studie, dass nur 8 Prozent der österreichischen Unternehmen GenAI bereits im Einsatz haben.
Mit der Verknüpfung von SAP Business Data Cloud und den Joule Agents, KI-Assistenten für alle crossfunktionalen Verbindungen in einem Unternehmen, liefert SAP eine gleichermaßen umfangreiche wie durchgängige Kombination, um entscheidungsrelevante Business-Daten zu nutzen und darauf basierend rasche, präzise und nachhaltige Entscheidungen treffen zu können. Ermöglicht und umgesetzt wird dies durch das Zusammenspiel von drei Komponenten: Der SAP Knowledge Graph verknüpft numerische Daten in ihrer inhaltlichen Bedeutung zueinander. Die SAP Foundation Models, die im Unterschied zu konventionellen Modellen nicht für ein bestimmtes Thema gebaut sind, ermöglichen generelle, übergreifende und auch komplett neue Fragestellungen. Und die Agents als Systeme, die Planung, Reflexion, Argumentation und Kollaboration beherrschen, können selbständig alle Schritte einer Anfrage und auch komplexe dafür nötige Abläufe selbständig kreieren und umsetzen.
130 vielfältige KI-Anwendungsfälle hat man vor diesem Hintergrund bislang bei SAP identifiziert. Prägend sind dabei vor allem zwei Faktoren, die künftig entscheidend sein werden: Das intelligente, durchgängig Zusammenspiel Agent2Agent und das Human-in-the-Loop-Prinzip, in dem Menschen der KI Feedback liefern und auf Basis von KI-basierten Prognosen und Vorschlägen Entscheidungen treffen. Reichlich Stoff also für ein Trend-Interview mit dem Managing Director von SAP Österreich zum Thema KI …
Herr Wagner, wohin geht der Trend beim Thema KI für das Business?
Innovationen in die Digitale Transformation machen Betriebe produktiver und sicherer – beides wird in den nächsten Jahren entscheidend sein, um sich in dieser Wirtschaftslage zu behaupten und wettbewerbsfähig zu bleiben. KI-Technologien werden dabei zunehmend integraler Bestandteil vieler Geschäftsbereiche. Von der Automatisierung repetitiver Aufgaben bis hin zu Analysen in allen Geschäftsbereichen – KI bietet eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten. Jetzt werden KI-Agenten als KI-Modelle der nächsten Generation, die eigenständig Entscheidungen treffen können, diese Möglichkeiten nochmal erweitern. Zusätzlich können sie mit anderen KI-Programmen zusammenarbeiten und so große Datenmengen interpretieren, komplexe Fragen beantworten und eine Vielzahl von Aufgaben erledigen – auch eigenständig. Beispielsweise können solche Agenten mehrere Lieferketten überwachen und – sollte es zu Engpässen kommen – sofort Ersatzlieferanten vorschlagen. Auch auf Kundenanfragen oder wachsende Nachfrage können sie selbstständig reagieren und passende Empfehlungen liefern. Das wird für viele Unternehmen noch einmal neu definieren, wie KI ihre Produktivität und Effizienz steigern kann.
Welche neuen Effekte tun sich durch KI-Agenten nun konkret auf?
Wir kennen zeitraubende Situationen, wo man Informationen, Entscheidungen und Aufgaben über Funktionsbereiche hinweg abzustimmen versucht. KI-Agenten können helfen, eine Brücke zwischen diesen Bereichen zu schlagen, sodass zentrale Prozesse nahtlos ineinandergreifen und der Betrieb insgesamt effizienter wird. Diese Chance zu ergreifen, bedeutet aber nicht, viele isolierte Agenten im gesamten Unternehmen zu verteilen, die eigenständig fachliche Aufgaben erledigen. Es geht vielmehr darum, die richtigen Agenten einzusetzen, die auf dem richtigen Geschäftskontext und den richtigen Daten basieren. Sie müssen in der Lage sein, zusammenzuarbeiten, mit Menschen zu interagieren und durchgängige Prozesse zu verbessern. In Zeiten wachsender wirtschaftlicher Herausforderungen gilt es für Unternehmen, Innovationen erfolgreich wie auch ebenso effizient einzusetzen, um den Zeit- und Kostenaufwand deutlich zu verringern. Ich denke, darin steckt das große Potenzial von Unternehmens-KI.
Welche Voraussetzungen braucht es, um diesen Nutzen zu generieren?
Will man umfassend von KI-Innovationen profitieren, gilt es vor allem, die Datensilos zu überwinden, die sich über das gesamte Unternehmen erstrecken. Dazu müssen Unternehmen jedoch eine moderne Cloud-Suite mit einheitlichem Datenzugriff und harmonisierten Datenmodellen einsetzen. Dies wird die Genauigkeit und Aussagekraft von KI-gestützten Ergebnissen erheblich verbessern und letztlich die Akzeptanz in den Unternehmen, steigern. Philipp Herzig, unser SAP Chief AI Officer, hat in einem Interview einen Blick in die nahe Zukunft geworfen, in der KI-Agenten selbstständig Hypothesen aufstellen, Daten auswerten und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen können: „Hier liegt das Problem." Ein Finanzchef könne dann nicht nur fragen: „Wie waren unsere Umsätze letzte Woche?" Stattdessen wäre die KI in der Lage, von sich aus Hinweise zu geben, wo sich etwas verändert hat – bevor jemand danach fragt.
Wie unterstützt SAP dabei, die Zukunft möglichst bald zu erreichen?
Im Rahmen der Präsentation der SAP Business Data Cloud haben wir neue, sofort einsatzbare Joule-Agenten vorgestellt, die die Effizienz von Mehrschritt-Prozessen im Verkauf und Service steigern. Dazu gehören: Ein Q&A-Agent, der kontinuierlich Opportunities und Kundenfälle überwacht, proaktiv Fragen erkennt und relevante Antworten aus verlässlichen Wissensquellen aufzeigt. Ein Agent für die Weitergabe von Wissen, der automatisch neue Falllösungen identifiziert und strukturierte Knowledge-Base-Artikel erstellt, die das Fachwissen auf ihr gesamtes Unternehmen ausweiten. Und ein Agent für die Klassifizierung von Fällen, der den Kontext des Falls versteht – zum Beispiel eine steuerbezogene Anfrage erkennt, auch wenn das Wort „Steuer“ nicht erwähnt wird – und ihn korrekt an das zuständige Team weiterleitet. Diese Klasse von Joule-Agenten mit Fokus auf bestimmte Bereiche wird Teil der Collaborative-Agent-Architektur von Joule sein. Sie arbeiten mit anderen Joule-Agenten zusammen, um Probleme über funktionsübergreifende Prozesse hinweg zu lösen. Durch diese Teamarbeit der Agenten lässt sich ein Klärungsfall nicht nur in Sekunden lösen, sondern auch unmittelbar nachdem er eingegangen ist. Diese unübertroffene Reaktionszeit ist ein Garant für noch mehr Prozesseffizienz.
Was ist generell der große Nutzen, den SAP den Kunden durch den Einsatz von KI liefert?
Mit Joule-Agenten ist Joule nicht nur ein KI-Copilot, sondern wird zu einem KI-Orchestrator im gesamten Unternehmen. Joule kann nun Teams von Agenten, einschließlich kundenspezifischer KI-Agenten, aus mehreren Geschäftsbereichen adaptiv zusammenstellen und koordinieren, um komplexe durchgängige Prozesse auszuführen. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass der große Nutzen und das Erfolgsrezept von KI in der Integration intelligenter Technologie in bestehende Geschäftsprozesse liegen. Die Einbettung von KI in unsere Lösungen ermöglicht es unseren Kunden, automatisierte und präzise Entscheidungen zu treffen, die sie und ihr Umfeld, agiler, widerstandsfähiger und nachhaltiger machen. Und nicht nur für Unternehmen tun sich hier damit neue Chancen auf, sondern auch für eine effizientere, schlanke und bürgernahe Verwaltung. In Österreich und in Europa sollten wir deshalb viel mutiger und positiver in die Zukunft gehen und diese bereits erprobte innovative Technologie auch breit und rasch einsetzen.