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Laut aktueller EY-Studie stabilisieren sich die Investitionen in Österreich nach dem Rückgang im Vorjahr. Während Europa insgesamt einen Abwärtstrend verzeichnet, punktet Österreich mit seiner Lage und technologischen Kompetenz. Die größten Impulse kommen aus Deutschland, der Schweiz und den USA.
Foto: EY/Stefan Seelig
Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich
Nach einem pandemiebedingten Rückgang und einer zunehmend unsicheren globalen Wirtschaftslage konnten sich die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich 2024 wieder erholen. Das geht aus der aktuellen „EY Attractiveness Survey Österreich 2024“ hervor, einer jährlichen Erhebung der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zur Attraktivität des europäischen Wirtschaftsraums. Im Gegensatz zum europäischen Gesamtniveau, das erneut Einbußen hinnehmen musste, verzeichnete Österreich eine beachtliche Steigerung bei der Anzahl internationaler Investitionsprojekte – vor allem im technologieorientierten Bereich.
Insgesamt wurden 2024 europaweit 5.383 Investitionsprojekte von ausländischen Investor:innen angekündigt – das entspricht einem Rückgang von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen waren die drei führenden Standorte:
Frankreich mit einem Minus von 14 Prozent (1.025 Projekte)
Großbritannien mit einem Minus von 13 Prozent (853 Projekte)
Deutschland mit einem Minus von 17 Prozent (608 Projekte)
„Die gedämpfte Investitionstätigkeit spiegelt die Auswirkungen der geopolitischen, energiepolitischen und konjunkturellen Krisen der vergangenen Jahre wider“, erklärt Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich.
Trotz dieser allgemeinen Eintrübung entwickelten sich Spanien (+15 Prozent) und Polen (+13 Prozent) erfreulich, während Portugal im Ranking abrutschte.
Für Österreich bedeutet das Jahr 2024 eine Trendumkehr: Die Zahl ausländischer Investitionsprojekte stieg um 31 Prozent von 80 auf 105 und stabilisierte sich damit wieder auf dem Niveau von 2022.
Laut EY ist das auf mehrere Standortvorteile zurückzuführen:
„Österreich profitiert von seiner geostrategischen Lage im Herzen Europas und ist als Teil der DACH-Region für Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz ein naheliegender Expansionsmarkt“, so Reimoser. Besonders attraktiv war das Land für Investitionen in den Bereichen IT-Dienstleistungen, erneuerbare Energien und Industrie 4.0.
Allerdings habe der Anstieg an Projekten nicht zu einem Anstieg an Arbeitsplätzen geführt, da viele dieser Sektoren stark automatisiert sind. Insgesamt wurden durch ausländische Projekte 2.312 neue Arbeitsplätze geschaffen – ein Rückgang gegenüber den 2.345 Stellen 2023 und deutlich weniger als 2.913 im Jahr 2022.
Deutschland bleibt laut Studie weiterhin mit Abstand der größte Investor in Österreich.
Im Detail:
55 Projekte kamen 2024 aus Deutschland (2023: 36)
Die Schweiz folgt mit 15 Projekten (2023: 8)
Die USA stagnieren mit 7 Projekten (2023: ebenfalls 7)
Diese drei Länder bilden weiterhin die tragenden Säulen der ausländischen Investitionstätigkeit in Österreich.
Auch österreichische Unternehmen waren 2024 wieder aktiver im Ausland. Nach einem Tiefstand 2023 (90 Projekte), stieg die Zahl der Auslandsinvestitionen um 12 Prozent auf 101 Projekte.
Besonders im Fokus standen:
Deutschland mit 27 Projekten (2023: 11)
Großbritannien mit 11 Projekten
Bosnien mit einem Sprung auf 9 Projekte (2023: 3)
Insgesamt wurden durch österreichische Auslandinvestitionen 2.095 neue Jobs geschaffen – ebenfalls ein Rückgang gegenüber den Jahren zuvor (2022: 3.704, 2021: 5.184).
Ein klarer Trend zeigt sich in der geographischen Verteilung der Investitionen:
Westeuropa verzeichnete einen Rückgang um sieben Prozent,
während Mittel- und Osteuropa ein leichtes Plus von einem Prozent erreichte.
Besonders aktiv waren hier erneut deutsche Unternehmen, die ihre Projektzahl in der Region um 22 Prozent auf 214 erhöhten.
In Westeuropa dominierten US-Investoren mit 806 Projekten, wenngleich auch sie ein Minus von zehn Prozent verzeichneten.
Trotz des Aufschwungs in Österreich bleibt die Gesamtsituation in Europa aus Sicht von EY angespannt:
„Die Aussichten für 2025 sind eher düster: Angesichts der massiven geopolitischen Spannungen, einer schwachen Konjunkturentwicklung und der hohen Unsicherheit aufgrund der volatilen Zollpolitik der Vereinigten Staaten spricht sehr wenig für eine Renaissance des Standorts Europa“, so Reimoser.
In Branchen wie der Energieversorgung ist die Investitionsbereitschaft stark gesunken. Auch der einst boomende Software-/IT-Sektor verzeichnet einen weiteren Rückgang. Hoffnung machen laut EY vor allem Industriebranchen mit stabiler Entwicklung sowie steigende Jobzahlen durch Unternehmensdienstleister.