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Gastbeitrag: Das Interesse für Nachhaltigkeitsthemen war noch nie so hoch wie aktuell. Rating-Agenturen haben längst ESG-Kriterien in ihren Bewertungen integriert, und Unternehmen setzen sich ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Welche Rolle spielt dabei die IT und was hat das mit der Cloud zu tun? Die Antworten hat Christian Nicoll von AWS. Teil zwei der Serie „Cloud Computing Now“.
Foto: AWS Der Autor Christian Nicoll ist Senior Solutions Architekt bei AWS und unterstützt Finanzinstitute auf ihrer Reise in die Cloud. Sein besonderes Interesse gilt der Realisierung nachhaltiger IT-Anwendungen. Das Thema Nachhaltigkeit ist auf Vorstandsebene angekommen. In der Gartner CEO-Umfrage 2022 landet das Thema auf Position 8 der strategischen Unternehmensprioritäten und erstmals in den Top 10. Allerdings können Ambition und Umsetzungsgeschwindigkeit innerhalb von Unternehmen hierbei noch sehr weit auseinandergehen. Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) erleichtern es Unternehmen, konkrete Maßnahmen zur Senkung von Treibhausgas-Emissionen zu ergreifen.
Cloud-Anbieter haben einen geringeren CO2-Fussabdruck und sind energieeffizienter als vergleichbare On-Premises Rechenzentren. Die Gründe dafür sind Investitionen in effizientere Strom- und Kühltechnologie, höhere Serverauslastungsraten, sowie modernste und eigenentwickelte Hardware. Ein Beispiel für solche eigenentwickelte Hardware sind AWS Graviton Prozessoren, die bei gleicher Leistung bis zu 60 Prozent weniger Energie als herkömmliche Prozessoren verbrauchen. Eine Studie von 451 Research dokumentiert, dass die AWS Cloud Regionen in Europa bis zu fünfmal energieeffizienter sind als herkömmliche europäische Rechenzentren. Mit der Verlagerung von IT-Anwendungen in die Cloud profitieren Unternehmen unmittelbar von energieeffizienter Cloud-Infrastruktur und können ihren CO2-Ausstoss erheblich reduzieren.
Die Art und Weise wie IT-Anwendungen in der Cloud konzipiert, entwickelt und betrieben werden, hat große Auswirkungen auf die verursachten Triebhausgas-Emissionen der entsprechenden Anwendungen. Aus diesem Grund hat AWS Ende 2021 sein Well-Architected-Framework um die Säule „Nachhaltigkeit“ erweitert. Kunden finden dort ein breites Themenspektrum, um ihre Anwendungen unter Nachhaltigkeits-Aspekten zu optimieren. Die Empfehlungen decken unter anderem die richtige Wahl der Cloud Region, den Einsatz von effizienteren Technologien oder die Nutzung von serverlosen Diensten ab. Serverlos bedeutet hierbei nicht, dass gar kein Server mehr benötigt wird, sondern dass sich die Kunden nicht um die Verwaltung und (möglichst hohe) Auslastung der Server kümmern müssen, da dies von AWS übernommen wird. Darüber hinaus kann der Kunde im Customer Carbon Footprint Tool seinen kalkulierten CO2-Fussabdruck ablesen und erhält Einsicht in Bereiche mit dem größten Optimierungspotential. Als positiver Nebeneffekt werden IT-Anwendungen im Zuge dieser Optimierungen oft kostengünstiger.
Die Cloud erlaubt es auch, komplett neue Anwendungen zu entwickeln, um beispielsweise den CO2-Austausch innerhalb bestimmter Geschäftsprozesse zu reduzieren oder die Nutzung von Wasser zu optimieren. Die Cloud bietet dazu IT-Services mit künstlicher Intelligenz (z.B. Maschinelles Lernen) oder IoT-Unterstützung an, um große Datenmengen effizient zu verarbeiten und einen Mehrwert aus den vorhandenen Unternehmensdaten zu generieren. Als Beispiel dient etwa die australische Fluglinie Qantas. Mittels AI/ML Services von AWS konnte Qantas ihre Flugrouten um 1 bis 2 Prozent optimieren. Das hört sich nach einer kleinen Optimierung an, führte in absoluten Zahlen aber zu massiven Treibstoffeinsparungen, in Folge zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes um 50 Millionen Kilogramm und nicht zuletzt zu einer finanziellen Einsparung von 40 Millionen US-Dollar.
Unternehmen jeder Größe und Branche haben die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens erkannt. Die Cloud liefert die technischen Möglichkeiten, um nicht nur die eigene IT grüner zu gestalten, sondern bietet auch die Innovationskraft, um Geschäftsbereiche nachhaltig zu optimieren.
Die Serie „Cloud Computing Now“ zeigt, wie Unternehmen heute von der Cloud profitieren. Den ersten Beitrag der Serie zum Thema künstliche Intelligenz finden Sie hier. Der nächste Teil erscheint in zwei Wochen.
Bild: istock.com/rawpixel