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Elisabeth Coutinho, Teamleitung Hays Services und Niederlassungsleiterin in Graz, im Gespräch über den Wandel der Arbeitswelt.
Foto: Hays Elisabeth Coutinho ist Teamleiterin Hays Services und Niederlassungsleiterin in Graz it&t business: Die Pandemie hat die Weise, wie wir arbeiten verändert. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir über „New Work“, „Digital Workplace“ etc. sprechen?
Elisabeth Coutinho: Oft wird New Work synonym für den Begriff Homeoffice verwendet. In Wahrheit steht der Begriff für einen sich seit vielen Jahren herauskristallisierten strukturellen Wandel der Arbeitswelt. Es ist somit ein Arbeitsmodell deren Grundlage auf der Flexibilität von Arbeitsort und -zeit beruht. Perspektivisch greift es aber deutlich weiter, nämlich auch in die Bereiche zukünftiger Denkmuster und dem Grundbild der Unternehmenskultur.
Der Digital Workplace ist wiederum dazu da, um New Work leben zu können. Das bedeutet es ist eine digitale zentral gesteuerte Arbeitsplattform auf welcher Mitarbeitende sämtliche, für sie relevante Informationen und Tools finden. Das Ziel ist, kollaboratives hybrides Arbeiten zu unterstützen und den Informationsfluss im Unternehmen zu optimieren.
it&t business: Welche Skills müssen Mitarbeiter mitbringen, um in der neuen Arbeitswelt zu bestehen?
Elisabeth Coutinho: Der Mensch steht mit seinen Fähigkeiten deutlich stärker im Fokus als noch vor Jahren. Das bedeutet, dass körperliche Anforderungen sinken, und soziale sowie emotionale Fähigkeiten stärker gefordert werden. Mitarbeitende müssen deutlich flexibler und resilienter sein und zugleich Eigenverantwortung in Form von Selbstmanagement und Selbstkontrolle mitbringen. Zudem ist höhere Lernbereitschaft und -fähigkeit gefordert und eine ausgeprägte Technikaffinität, nicht nur in der IT-Branche.
it&t business: Welche Anforderungen stellen andererseits Mitarbeiter an die Unternehmen? Was muss ein moderner Arbeitsplatz bieten?
Elisabeth Coutinho: Generell stellen Mitarbeitende heutzutage deutlich höhere Anforderungen an die Unternehmen. Neben dem Gehalt und guten Arbeitsbedingungen stehen auch Aspekte wie Selbstverwirklichung, Verantwortung und eine authentisch gelebte Unternehmenskultur im Fokus. In diesem Zusammenhang ist vor allem der Purpose eines Unternehmens von Interesse. Darunter versteht man nicht nur das Image, sondern auch, in wie weit der eigene Job sowie die Tätigkeit des Unternehmens einen Nutzen für die Gesellschaft darstellt.
it&t business: Viel ist von der Notwendigkeit eines „neuen Führungsstils“ die Rede. Wie muss dieser unter dem Vorzeichen von „New Work“ aussehen?
Elisabeth Coutinho: Es stimmt, dass sich streng hierarchische Führungsstile schwer mit der hybriden Arbeitswelt verbinden lassen. Vielmehr nehmen Vertrauen, Wertschätzung und Empathie immer mehr Raum in der „neuen Führung“ ein. Die Aufgabe einer Führungskraft besteht zu einem großen Teil darin ihre Mitarbeitenden zur Eigenverantwortung zu befähigen und gleichzeitig das Wohlbefinden jedes einzelnen im Auge zu behalten. Um all das zu gewährleisten müssen Führungskräfte weit mehr an Zeit und Energie investieren als bei der klassischen „Vor-Ort-Führung“.
it&t business: Welches sind derzeit die dringlichsten Herausforderungen für Unternehmen in Bezug auf die Organisation von Homeoffice und Co.?
Elisabeth Coutinho: Zum einen sicherzustellen, dass die technische Ausstattung auch im Homeoffice bereitgestellt wird und Mitarbeitende die bestmögliche Arbeitsatmosphäre haben. Zum anderen müssen Unternehmen sich stärker mit dem Wohlbefinden und generell Mental Health der Mitarbeitenden auseinandersetzen und auch hier dementsprechende Angebote und Services bieten.
it&t business: Welche Themen und Trends sehen Sie in den nächsten Jahren und Monaten auf die Firmen zukommen?
Elisabeth Coutinho: Eines der Themen das innerhalb der nächsten Zeit noch stärker in den Vordergrund rücken wird ist Diversity and Inclusion und das durchaus weitergedacht als bisher. Ich meine damit Beispiele wie die Karenz für beide Elternteile, Führungskräfte in Teilzeit oder auch Chancen für ältere Bewerbende.
Ein weiteres Thema ist, dass, das Büro als Ort der Leistungserbringung immer mehr in den Hintergrund rückt, genauso wie der fixe Arbeitsplatz. Das bedeutet es muss ein Umdenken stattfinden, warum Mitarbeitende sich ins Büro begeben werden. Was wiederum den Druck auf Unternehmen erhöht deutlich mehr in die Infrastruktur und die Attraktivität ihrer Büroräume zu investieren. Das bedeutet Desk Sharing-Modelle und Raumkonzepte die kollaboratives Arbeiten fördern.