Eine neue Studie des US-Technologieunternehmens Yext zeigt, dass Konsumenten in Deutschland und weltweit verstärkt auf KI-gestützte Suchtools setzen – nicht nur zur Informationsbeschaffung, sondern zunehmend auch für kreative Aufgaben. Besonders junge Generationen verabschieden sich dabei vom klassischen Suchmaschinenmodell.
Foto: Yext
Mark Kabana, VP of Data Innovation bei Yext
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Informationssuche im Internet nimmt rasant zu – sowohl im Umfang als auch im Vertrauen der Nutzer. Das geht aus der internationalen Studie „Der Aufstieg der KI-Such-Archetypen“ hervor, die Yext gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Researchscape durchgeführt hat. Befragt wurden 2.237 Konsumenten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA, die kürzlich dialogorientierte oder sprachgesteuerte KI zur Onlinesuche verwendet haben. In Deutschland nutzen laut Studie bereits 76 Prozent der Befragten häufiger KI-Suchtools als noch vor einem Jahr.
Die Studie zeigt, dass 64 Prozent der deutschen Konsumenten den Informationen vertrauen, die sie über KI-Suchtools wie ChatGPT oder Gemini erhalten. Damit liegt das Vertrauen in Deutschland über dem globalen Durchschnitt von 62 Prozent. Gleichzeitig ist die Nutzung von KI-Tools im Alltag weit verbreitet: 38 Prozent der Befragten verwenden sie täglich oder öfter, weitere 32 Prozent mehrmals pro Woche.
„KI-Suchtools sind nicht mehr experimentell“, erklärt Mark Kabana, VP of Data Innovation bei Yext. „Konsumenten vertrauen ihnen in einer Vielzahl von Anwendungsfällen, insbesondere bei der Markensuche, bei der Genauigkeit und Klarheit wichtig sind. Konsumenten nutzen diese Tools, um fundierte Entscheidungen zu treffen.“
Dennoch zeigen sich auch Grenzen: 40 Prozent der deutschen Nutzer geben an, dass sie mit der Leistung von KI bei komplexen, mehrstufigen Suchanfragen unzufrieden sind. Besonders bei der lokalen Suche bleibt Skepsis: Zwar haben 72 Prozent der deutschen Nutzer ChatGPT für lokale Produkt- oder Dienstleistungsrecherchen verwendet, doch nur 19 Prozent vertrauen dabei auf die KI-Ergebnisse – 43 Prozent bevorzugen weiterhin klassische Suchmaschinen.
Das Vertrauen in KI sowie das Suchverhalten unterscheiden sich deutlich zwischen den Generationen. Die Generation Z (73 Prozent) und die Millennials (70 Prozent) nutzen KI-Tools am häufigsten für Online-Suchen. Sie setzen die Tools auch verstärkt für kreative Prozesse ein. Für 57 Prozent der Generation Z ist KI die bevorzugte Quelle für Ideenfindung, noch vor sozialen Medien (54 Prozent). Gleichzeitig nutzt diese Generation traditionelle Suchmaschinen deutlich seltener (60 Prozent) als KI (73 Prozent) oder Social Media (75 Prozent).
Millennials zeigen ein plattformübergreifendes Verhalten: 57 Prozent bevorzugen KI für schnelle Einblicke, während 58 Prozent Social Media für allgemeine Informationen nutzen. Bei konkreten Informationen wie Öffnungszeiten greifen sie jedoch zu 71 Prozent auf klassische Suchmaschinen zurück. Besonders häufig nutzen sie KI für Produktvergleiche (56 Prozent) und Anleitungen (49 Prozent).
Die Generation X verlässt sich weiterhin auf klassische Suchmaschinen für Allgemeinwissen (73 Prozent), nutzt aber auch KI für vertiefende Informationen: 63 Prozent bevorzugen sie für ausführliche Erklärungen, 61 Prozent für Inhaltszusammenfassungen.
Babyboomer bleiben zurückhaltend: 82 Prozent nutzen traditionelle Suchmaschinen für Allgemeinwissen, 75 Prozent für Navigation. Nur 21 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe nutzen KI überhaupt regelmäßig.
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die zunehmende Nutzung von KI zur kreativen Ideenfindung. 42 Prozent der befragten Deutschen nutzen KI-Tools nicht mehr nur zur klassischen Recherche, sondern auch zur Inspiration – etwa bei der Entwicklung neuer Konzepte oder der Lösung alltäglicher Aufgaben. Diese Veränderung deutet auf einen Wandel in der Funktion von Suchtools hin: von der reinen Informationsbeschaffung hin zur aktiven Unterstützung kreativer Prozesse.
Auch bei einfachen, faktenbasierten Fragen steht KI laut Studie bereits an zweiter Stelle: 32 Prozent der Nutzer wenden sich dafür zuerst an KI – hinter der traditionellen Suche (49 Prozent), aber vor speziellen Websites (12 Prozent).
Die Veränderungen im Suchverhalten haben direkte Auswirkungen auf Unternehmen, deren Sichtbarkeit und digitale Präsenz. Mark Kabana unterstreicht, dass Marken zunehmend gefordert sind, ihre Daten KI-gerecht aufzubereiten: „Wenn Unternehmen und Marken ihre Daten nicht strukturiert, konsistent und für die Interpretation durch moderne Plattformen optimieren, laufen sie Gefahr, für ganze Segmente ihrer Zielgruppe unsichtbar zu werden.“
Die Studie stellt heraus, dass sich durch die zunehmende Nutzung von KI-Tools neue Möglichkeiten ergeben, sich durch Qualität und Transparenz von der Konkurrenz abzuheben – insbesondere dort, wo KI noch Schwächen zeigt. Der Bericht empfiehlt Unternehmen, die Entwicklung unterschiedlicher Nutzer-Archetypen genau zu beobachten und ihre digitalen Strategien entsprechend anzupassen.