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Die Wirtschaftskrise zeigt sich im österreichischen Mittelstand mit voller Härte: Auftragseinbrüche, Umsatzverluste und ein Rekordanstieg der Insolvenzen belasten die Unternehmen. Auch die Investitionsbereitschaft fällt auf ein historisches Tief, während Forderungen nach Bürokratieabbau und wirtschaftspolitischen Maßnahmen lauter werden.
Die Herbstumfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt eine düstere Bilanz: Österreichs kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich im zweiten Halbjahr 2024 mit einer tiefen Rezession konfrontiert. Der Geschäftsklima-Index fiel auf minus 9,9 Punkte, gegenüber minus 4,9 im Vorjahr. Besonders betroffen sind das Verarbeitende Gewerbe und der Handel. Die Zahlen verdeutlichen eine zunehmende Unsicherheit und eine historisch niedrige Investitionsbereitschaft.
Quelle: Creditreform
Fast jeder zweite Betrieb (49,2 Prozent) meldete sinkende Auftragseingänge, während nur 11 Prozent Zuwächse verzeichnen konnten. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich ein deutlicher Rückgang – damals verbuchten noch 12,4 Prozent der KMU ein Auftragsplus. Bei den Umsätzen sieht es ähnlich düster aus: 43,2 Prozent der Befragten berichteten von Rückgängen, und lediglich 16,7 Prozent erzielten Zuwächse (Vorjahr: 20,5 Prozent). Diese Entwicklung markiert das schwächste Ergebnis seit 25 Jahren.
Die Bauwirtschaft sowie das Verarbeitende Gewerbe gelten als besonders pessimistisch: Nur 14,6 Prozent der KMU aus diesen Branchen erwarten in den kommenden sechs Monaten eine Verbesserung, während 36,4 Prozent weitere Rückgänge befürchten. Die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur bleibt gering – die Talsohle der Krise wird frühestens Ende 2024 oder Anfang 2025 erwartet.
Ein zentraler Punkt der Studie ist der alarmierende Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Mit einem Plus von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurden in den ersten neun Monaten 4.931 Fälle registriert. Besonders betroffen sind das Bauwesen (plus 59,7 Prozent im Burgenland) sowie das Kredit- und Versicherungsgewerbe.
Die finanzielle Situation der KMU verschlechtert sich zunehmend. Während die Eigenkapitalsituation insgesamt stabil bleibt, sank der Anteil der Unternehmen mit hoher Eigenkapitalquote leicht auf 44,1 Prozent (Vorjahr: 44,8 Prozent). Gleichzeitig stieg die Zahl der Zahlungsausfälle und Forderungsverzüge auf bis zu 60 Tage, was die Liquidität vieler Betriebe massiv beeinträchtigt.
Nur 31,4 Prozent der KMU planen derzeit Investitionen – ein Rückgang um mehr als 11 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zurückhaltung spiegelt die Unsicherheit wider, die durch die anhaltende Inflation, gestiegene Energiekosten und hohe Zinsen verursacht wird.
Neben finanziellen Herausforderungen sehen die KMU in der Bürokratie eine weitere Hürde: 71,4 Prozent der Befragten fordern einen Abbau bürokratischer Auflagen. Gleichzeitig bewerten 54,2 Prozent die Wirtschaftspolitik der Regierung als unzureichend. Die wichtigsten Anliegen der Unternehmen bleiben die Sicherstellung von Liquidität, eine Stärkung der Fachkräftebasis und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen.