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Einfach in der Handhabung, hochsicher und resistent Phishing und Co: Passkeys sind die Authentifizierungsmethode der Zukunft. Doch das gute alte Passwort wird trotzdem nicht so schnell verschwinden.
Foto: stock.adobe.com/ArtemisDiana Passkeys sind kryptographische Schlüssel, die neben Zeichenkombinationen auch biometrische Daten wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung verwenden. Unternehmen und Privatanwender sehen sich schon seit Jahren einer Vielzahl von immer ausgefeilteren Angriffen auf die Sicherheit ihrer Systeme ausgesetzt. Als Schwachstelle erweisen sich dabei regelmäßig Passwörter, die oft unbemerkt als Angriffsvektor ausgenutzt werden. Passwortmanager bieten sich in diesem Zusammenhang als wichtige Schutzmechanismen an, sind aber immer dann machtlos, wenn die Passwörter erraten oder durch geschickte Manöver der Angreifer ausgelesen werden.
Es ist daher an der Zeit, die gängigen Sicherheitsmechanismen neu zu definieren. Hier positionieren sich Passkeys als vielversprechender neuer Ansatz zur Lösung von Sicherheitsproblemen. Doch was unterscheidet sie von Passwörtern und was verhindert derzeit ihren breiten Einsatz?
Passkeys sind kryptographische Schlüssel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Passwörtern können sie aus verschiedenen Elementen bestehen und neben Zeichenkombinationen verwenden sie auch biometrische Daten wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung. So schützen sie den Zugriff auf sensible Informationen und ermöglichen gleichzeitig eine bequeme und sichere Authentifizierung.
In der Praxis wird dazu ein zweiteiliger Sicherheitscode generiert. Zum einen ein öffentlicher Schlüssel auf dem Server der Ziel-Website und zum anderen ein privater Schlüssel auf dem Gerät, von dem aus der Login erfolgen soll. Beim Anmelden prüft die Webseite dann, ob die beiden Schlüssel übereinstimmen. Dazu wird der Nutzer aufgefordert, sein Gerät auf eine vorher festgelegte Art und Weise, zum Beispiel per Fingerabdruck oder Gesichtsscan, zu entsperren. Bei Bestätigung erfolgt die Anmeldung automatisch ohne weitere Interaktion. Der private Schlüssel und die biometrischen Daten verbleiben sicher auf dem Endgerät.
„Passkeys sind wie Passwörter, die man sich nicht merken kann“, erklärt Dominik Schürmann, CEO und Co-Founder beim deutschen Sicherheitsspezialisten heylogin. Er vergleicht den codierten, privaten Teil des Sicherheitsschlüssels mit dem Elster-Zertifikat, das ebenfalls chiffriert und unlesbar auf dem Rechner liegt und ohne das sich niemand einloggen kann.
Damit werden die großen Vorteile von Passkeys gegenüber Passwörtern deutlich. Sie sind extrem einfach in der Handhabung, hochsicher, quasi nicht errat- und auslesbar und deshalb auch resistent gegen Versuche, Emails zu missbrauchen: Sie könnten, flächendeckend eingesetzt, das Ende der Phishing-Plage bedeuten.
Passkeys sind individuelle Sicherheitsschlüssel für einzelne Benutzer. Um eine reibungslose Nutzung auf mehreren Geräten desselben Anwenders zu gewährleisten, muss das persönliche Passkey-Fragment auch auf allen seinen Geräten vorhanden sein. Die Distribution des Schlüssels erfolgt dabei über Passwortmanager, die diese Aufgabe automatisch übernehmen. Der Benutzer bekommt davon in der Regel nichts mit.
Im Apple-Kosmos erledigt der systeminterne Schlüsselbund diese Aufgabe. Für Android- und Windows-Geräte gibt es eine Vielzahl von Apps, die die Verteilung übernehmen. Für eine systemübergreifende Nutzung kommen dagegen häufig QR-Codes zum Einsatz. Lösungen wie der heylogin-Passwortmanager unterstützen Cross-Plattform Synchronisierung – nicht nur für Passkeys - bereits heute.
Passwortmanager sind also weit davon entfernt, obsolet zu werden, sobald die Passkeys durchstarten. Vielmehr wird ihnen in naher Zukunft weitere Bedeutsamkeit zukommen.
Bei all den Vorzügen wie erhöhter Sicherheit und Phishing-Resistenz stellt sich die Frage, wieso Passkeys Stand heute noch nicht weit verbreitet und vielerorts sogar noch unbekannt sind.
Die Antwort darauf ist ernüchternd einfach. Im ersten Halbjahr 2024 unterstützen erst knapp 80 Unternehmen die neue Technologie ganzheitlich. Darunter Tech-Großkonzerne wie Apple, Google und Microsoft, die allerdings auch erst seit 2022 mit der Implementierung begonnen haben.
Dem welt- und unternehmensweiten Einsatz stehen noch einige Herausforderungen entgegen. Die Implementierung der Passkey-Technologie ist für die Betreiber mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden. Im betrieblichen Umfeld kommen zu den zu erwartenden Kosten noch Umstände wie Erneuerungszyklen, Mitarbeiterschulungen oder Kundennachfragen hinzu. Die Frage, ob dieser Aufwand den Nutzen rechtfertigt, wird daher noch zu oft verneint.
Trotz der vielversprechenden Eigenschaften von Passkeys steht die Ablösung von Passwörtern in den kommenden Jahren nicht unmittelbar bevor. Passwörter werden noch lange als Brückentechnologie dienen, die während des Übergangs zu einer flächendeckenden Implementierung von Passkeys eine wichtige Rolle spielt. Zeitgleich wird die Bedeutung von Passwortmanagern wachsen. Letztlich gilt für diese Branche dasselbe, wie für die Systeme aller Unternehmen. Erst, wenn auch hier Passkey-Funktionaltäten standardisiert zur Verfügung stehen, wird sich die Migration kontinuierlich durchsetzen.