Laut einer aktuellen Studie des Capgemini Research Institute beschäftigen sich bereits 70 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mit quantensicheren Lösungen. Der Zeitpunkt, an dem Quantencomputer gängige Verschlüsselungen brechen können – der sogenannte „Q-Day“ – könnte laut Einschätzung vieler Unternehmen in den nächsten fünf bis zehn Jahren eintreten.
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Hellmuth Leinfellner, Head of Digital Customer Experience bei Capgemini Consulting Österreich
Der technologische Fortschritt im Quantencomputing stellt die Cybersicherheitsstrategie vieler Unternehmen zunehmend auf den Prüfstand. Die Studie „Future encrypted: Why post-quantum cryptography tops the new cybersecurity agenda“ des Capgemini Research Institute zeigt, dass insbesondere das Prinzip „Harvest-now, decrypt-later“ das Risikobewusstsein schärft. Dabei werden verschlüsselte Daten schon heute gespeichert, um sie künftig mit Quantencomputern entschlüsseln zu können. Auch wenn solche Systeme derzeit noch nicht leistungsfähig genug sind, um bestehende kryptografische Verfahren zu brechen, wächst die Besorgnis über deren zukünftige Möglichkeiten deutlich.
Die Studie identifiziert ein wachsendes Problembewusstsein unter Unternehmen: 61 Prozent der Unternehmen, die bereits erste Schritte in Richtung quantensicherer IT-Infrastrukturen unternehmen – sogenannte „Early Adopters“ – rechnen innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre mit dem Eintreten des „Q-Day“. Jedes sechste dieser Unternehmen erwartet ihn sogar schon innerhalb der nächsten fünf Jahre. Der „Q-Day“ beschreibt jenen Moment, in dem Quantencomputer in der Lage sein werden, derzeit verbreitete Verschlüsselungsmethoden wie RSA oder ECC zu knacken.
„Ziel sollte nicht sein, ein Datum vorherzusagen. Es geht darum, ein sich anbahnendes Risiko zu managen. Kommunikation oder Daten, die heute noch verschlüsselt sind, könnten morgen zur Schwachstelle werden, wenn Unternehmen den Umstieg auf quantensichere Verfahren hinauszögern“, sagt Hellmuth Leinfellner, Head of Digital Customer Experience bei Capgemini Consulting Österreich.
Laut Studie plant eine deutliche Mehrheit (70 Prozent) der befragten Unternehmen, ihre Systeme mit einer Kombination aus klassischer und Post-Quantum-Kryptografie (PQC) zu schützen. PQC gilt derzeit als die beste verfügbare Option zur Absicherung sensibler Daten gegen zukünftige Angriffe durch Quantencomputer. Rund die Hälfte der „Early Adopters“ prüft bereits konkrete PQC-Lösungen, führt Machbarkeitsanalysen durch oder testet Pilotprojekte.
Für 70 Prozent der Unternehmen sind regulatorische Anforderungen ein wesentlicher Treiber für die Einführung quantensicherer Verfahren. Insbesondere sicherheitskritische Sektoren wie Verteidigung und Finanzwesen zeigen sich proaktiv. Konsumentennahe Branchen hingegen, etwa Konsumgüter oder Einzelhandel, weisen aktuell noch eine geringere Umsetzungsbereitschaft auf.
Rund zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Unternehmen zeigen sich besorgt über das zunehmende Risiko sogenannter „Harvest-now, decrypt-later“-Angriffe. Das Konzept dieser Bedrohung beruht auf der Annahme, dass heute gespeicherte verschlüsselte Daten in wenigen Jahren mit Hilfe leistungsfähiger Quantencomputer entschlüsselt werden könnten. Dies erhöht die Dringlichkeit, kryptografische Systeme rechtzeitig zu modernisieren, um der künftigen Lesbarkeit historischer Daten vorzubeugen.
Hellmuth Leinfellner warnt in diesem Zusammenhang: „Wer frühzeitig handelt, sichert Geschäftskontinuität, regulatorische Konformität und langfristiges Vertrauen. Quantensicherheit ist kein optionaler Kostenpunkt, sondern eine strategische Investition – sie kann ein drohendes Risiko in einen Wettbewerbsvorteil verwandeln. Die Unternehmen, die das früh erkennen, schützen sich am besten vor künftigen Cyberangriffen.“
Trotz zunehmender Sensibilisierung bleibt ein Drittel der Unternehmen bislang untätig. Rund 30 Prozent der Befragten ergreifen laut Studie keine Maßnahmen gegen die potenziellen Bedrohungen durch Quantencomputing. Häufig genannte Gründe sind fehlende finanzielle Mittel sowie mangelnde personelle oder technologische Ressourcen.
Die vollständige Studie steht auf der Capgemini Homepage zur Verfügung: