Alle 14 Tage aktuelle News aus der IT-Szene >
Laut dem neuen „Quantum Technology Monitor 2025“ von McKinsey & Company stehen Quantentechnologien vor dem kommerziellen Durchbruch. Die Branche rechnet mit jährlich 40 Prozent Umsatzwachstum, Quantencomputing-Unternehmen werden 2025 erstmals über eine Milliarde US-Dollar umsetzen. Doch während die globale Dynamik steigt, droht Österreich bei strategischen Investitionen den Anschluss zu verlieren.
Foto: Adobe Stock / Zaleman
Foto: McKinsey & Company
Martin Wrulich, Managing Partner von McKinsey in Österreich
Foto: McKinsey & Company
Henning Soller, Partner im Frankfurter Büro von McKinsey und Leiter der Quantum Technology Research Group
Die Quantenforschung verlässt zunehmend das Labor und tritt in eine neue Phase ein: die Phase der wirtschaftlichen Verwertung. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des jährlich erscheinenden „Quantum Technology Monitor“ von McKinsey & Company, der heute im Rahmen eines Online-Mediengesprächs präsentiert wurde. Der Report beleuchtet zentrale Entwicklungen in Technologiereife, Finanzierung und Marktdynamik – mit klaren Aussagen zum Potenzial, zu Chancen und zu geopolitischen Verschiebungen.
Das Jahr 2025 gilt als Wendepunkt: Die Umsätze von Unternehmen im Bereich Quantencomputing werden laut McKinsey erstmals über eine Milliarde US-Dollar liegen. Bereits 2024 erwirtschaftete die Branche weltweit zwischen 650 und 750 Millionen US-Dollar. Das gesamte Marktpotenzial für Quantencomputing, -kommunikation und -sensorik wird langfristig auf bis zu 97 Milliarden US-Dollar geschätzt – allein Quantencomputing könnte bis 2035 ein Volumen von 72 Milliarden US-Dollar erreichen.
Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung: kontinuierliche technologische Durchbrüche. So demonstrierte etwa das Unternehmen QuEra kürzlich einen logischen Quantenprozessor mit 280 physischen Qubits. Auch Googles 105-Qubit-Chip „Willow“ sowie Innovationen von Start-ups wie Alice & Bob, IonQ oder Riverlane belegen die wachsende technische Reife.
Die Investitionen in Quantum-Start-ups stiegen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent auf knapp zwei Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig ist eine klare Verlagerung bei den Kapitalströmen zu beobachten: Rund 70 Prozent der Mittel fließen inzwischen in reifere Unternehmen mit erprobten Technologien – ein deutliches Signal dafür, dass der Markt erwachsen wird.
Auch die Rolle staatlicher Investitionen gewinnt an Bedeutung. Der Anteil öffentlicher Gelder an der Gesamtfinanzierung stieg von 15 auf 34 Prozent. Damit zeigt sich die steigende politische Relevanz der Technologie – besonders mit Blick auf sicherheitskritische Anwendungen wie Quantenkommunikation.
Während sich Europa mit acht von 19 Neugründungen als Innovationsquelle positioniert, droht es bei der Finanzierung den Anschluss zu verlieren. Vor allem Österreich liegt im internationalen Vergleich zurück: Bis April 2025 wurden hier lediglich 127 Millionen US-Dollar an öffentlichen Mitteln in Quantentechnologien investiert – deutlich weniger als in China (über 15 Milliarden), Japan (7,4 Milliarden), den USA (6 Milliarden) oder Deutschland (5,2 Milliarden).
Martin Wrulich, Managing Partner von McKinsey in Österreich, warnt:
„Österreich investiert stark in die Quantenforschung, doch es fehlt an ausreichender Finanzierung, um wissenschaftliche Exzellenz in wirtschaftlichen Erfolg zu überführen. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es mehr staatliche und industrielle Unterstützung bei der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen.“
Die Quantenentwicklung wird zunehmend zu einem geopolitischen Faktor. Staaten wie China investieren nicht nur massiv, sondern setzen gezielt auf strategische Steuerung der Technologieentwicklung – insbesondere in Bereichen wie Verteidigung, Künstliche Intelligenz und Sicherheit.
„Wir sehen eine klare Verschiebung: Quantentechnologien werden nicht mehr nur gefördert, sondern zunehmend strategisch gesteuert in Wirtschaftsräumen, die Technologieführerschaft anstreben“, sagt Henning Soller, Partner im Frankfurter Büro von McKinsey und Leiter der Quantum Technology Research Group.
Die mögliche Verschmelzung von Quanten- und KI-Technologien gilt dabei als nächste Transformationswelle – mit Potenzial für disruptiven Fortschritt über viele Branchen hinweg.
Neben dem Quantencomputing entwickeln sich auch andere Bereiche rasch weiter:
Quantenkommunikation reagiert auf die Bedrohung durch den sogenannten „Q-Day“ – den Zeitpunkt, an dem Quantencomputer klassische Verschlüsselung knacken könnten. Der Markt wuchs 2024 auf 1,2 Milliarden US-Dollar und soll bis 2035 auf 15 Milliarden anwachsen.
Quantensensorik findet bereits Anwendung in Raumfahrt, Halbleiterdiagnostik und Navigation. Unternehmen wie SandboxAQ, QuantumDiamonds und Q-CTRL treiben die Kommerzialisierung dieser Technologien voran.
Branchen wie Chemie, Life Sciences, Finanzwesen und Mobilität gehören zu den potenziell größten Profiteuren dieser Entwicklungen.
Die vollständige Analyse finden sie auf der McKinsey Homepage.