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DevOps verspricht, die Zusammenarbeit zwischen Softwareentwicklung und IT-Betrieb zu verbessern. Sechs Expertinnen und Experten diskutierten beim it&t business Roundtable über den Ansatz.
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Es diskutierten (von oben links in Leserichtung): Manfred Schmid, Ramsauer & Stürmer, Moderatorin Christine Wahlmüller, Irmgard Gmachl Porsche Informatik, Jürgen Pointinger, Nagarro, Stefan Novoszel, Zühlke, VÖSI-Präsident Peter Lieber, Sparx System und LieberLieber Software, und Norbert Vohn, Ericsson
Agilität ist ein Schlagwort, das fast alle Unternehmen erfasst hat. Viele schwören inzwischen auf DevOps und suchen händeringend nach geeigneten DevOps Engineers. DevOps wird in den IT-Abteilungen von immer mehr Unternehmen zum wichtigen methodischen Framework für die Entwicklung und den Betrieb von Applikationen – insbesondere für Anwendungen in der Cloud und aus der Cloud, heißt es in einer aktuellen IDC Studie zur DevOps Nutzung in Deutschland. Mehr als Drei Viertel (77 Prozent) der befragten Unternehmen nutzen DevOps-Prozesse (Daten von 2019), im Jahr zuvor waren es mit 48 Prozent noch deutlich weniger. Allerdings entwickeln laut Studie nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Unternehmen mehr als die Hälfte ihrer Applikationen mit Hilfe von DevOps. Die Pläne der Befragten sind aber ambitioniert: Weitaus mehr als die Hälfte aller Unternehmen (60 Prozent) plant, die Anwendungen innerhalb von 24 Monaten mehrheitlich mit DevOps-Prozessen entwickeln zu wollen. Ähnlich ist die Situation wohl in Österreich, wobei die Corona-Krise sowohl in Deutschland als auch Österreich noch als Motor gewirkt haben dürfte. Als größte Hürde wurde in der IDC Studie das Thema „IT-Kultur und Beharrungsvermögen“ genannt (34 Prozent), schwierig wird auch das Verhältnis zwischen Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb gesehen (33 Prozent), währen die Reife der Tools und deren Anwendungen erst auf dem dritten Platz zu finden ist (29 Prozent).
Aber vielen Unternehmen ist klar, dass in DevOps die Zukunft liegt. Sie sehen folgende Vorteile: Rund 40 Prozent wollen mit dem Einsatz die Agilität in der Entwicklung steigern, 38 Prozent wollen für eine schnellere Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur sorgen und 37 Prozent zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit beitragen, indem sie auch während der Entwicklung auf neue Anforderungen reagieren können.
„DevOps in der Porsche Informatik ist in erster Linie einmal ein Kulturthema, und birgt in zweiter Linie natürlich auch technische Aspekte“, unterstreicht Irmgard Gmachl, seit mehr als zehn Jahren Abteilungsleiterin Software Engineering bei Porsche Informatik und seit März auch Leiterin des neuen Software Labs im Software Park Hagenberg (OÖ). Sie blickt ein wenig zurück: „Wir haben schon vor Jahrzehnten bereits Aspekte des jetzigen DevOps Ansatzes gehabt, nur hatten wir kein Wort dafür. Wir haben Standing Teams, die entsprechend empowered sind und sich in voller Verantwortung um das Produkt für ihre Kunden kümmern: Dazu gehört Projekt- und Requirement-Management, Software Engineering, natürlich Codieren, aber auch seit jeher die Verantwortung gegenüber dem Kunden betreff Availability und Support.“
Gmachl sieht beim Thema DevOps einiges an Bewegung und dringenden Bedarf zu intensiver Zusammenarbeit: „Im letzten Jahrzehnt sind jetzt wieder mehr technische Aspekte betreff Infrastruktur ins Dev-Team gewandert. Auf der anderen Seite sehen wir, dass ganz viel Software Development Know-how – das heißt wie verwalte ich Codes oder Scripts – in die Infrastruktur kommt. Es ist ein gemeinsames Lernen und Zusammenarbeiten. Ganz wichtig ist uns daher ein Community-Denken. Natürlich gibt es da bei den Teams noch Unterschiede, einige sind schon perfekt und bei anderen gibt es sicher noch Handlungsbedarf.“ Sie ergänzt gleich noch: „Aus meiner Sicht ganz wichtig ist die Balance zwischen Durchsatz und Stabilität, aber im Prinzip leben wir das schon seit Jahrzehnten.“
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Peter Lieber, LieberLieber Software: „Aus Sicht des Software Entwicklers ist das Team im IT-Betrieb der natürliche Feind, denn es verhindert Innovationskraft und neue Technologien“
Peter Lieber, Präsident des Verbands Österreichischer Software Industrie (VÖSI) und selbst IT-Unternehmer und Eigentümer von Sparx Systems und LieberLieber Software, beginnt mit einer ketzerischen Ansage: „Aus Sicht des Softwareentwicklers ist das Team im IT-Betrieb der natürliche Feind, denn es verhindert Innovationskraft und neue Technologien. Die mögliche Brücke könnte hier DevOps sein. Software Developer sind immer daran interessiert, das Neueste, Innovativste und Coolste auszuprobieren, Pionier zu sein. Und dann prallen sie auf Operations, wo ihnen z.B. gesagt wird: Ein .NET Framework 4.7 geht jetzt gar nicht, das machen wir erst in zwei Jahren.“
Lieber nimmt die einzelnen Branchen ins Visier: „In Banken ist das Packaging von Software ein Mörder-Prozess und überschreitet oft die Kosten von Softwareentwicklung massiv. Wir haben hier auch unterschiedliche Geschwindigkeiten am Markt. Banken haben einen extrem hohen Stabilitätsanspruch und agieren schwerfällig: In einem halben Jahr soll dann in drei Abnahmestufen eine neue Software-Release produktiv gehen.“ Ganz anders sieht es in der Automobilbranche aus, hier ortet Lieber zwei Lager: „Das Lager der Wahnsinnigen, wo die Software um jeden Preis schnell ausgerollt wird, mit der Meinung: Der Fahrer ist selbst schuld, wenn er sich auf die Systeme verlässt. Deswegen gibt es jetzt auch neue Regulatorien, um diesem Agieren Einhalt zu gebieten. Und auf der anderen Seite stehen die „Übervorsichtigen“ wie VW, Audi, Daimler und BMW.“
Eine ganz andere Geschwindigkeit in der Software-Entwicklung und im Deployment sieht er beim Online-Handels-Riesen amazon: „Bei amazon gibt es tatsächlich Continuous Delivery, hier wird Software entwickelt und sofort ausgerollt.“ Allerdings ist der DevOps Job nicht so einfach, stellt Lieber fest: „Die Rolle von DevOps, im Vermitteln zwischen Software Entwicklung und IT-Betrieb, ist ähnlich wie die Herausforderung, zwischen Business und Software Development zu vermitteln. Für DevOps braucht es die Kompetenz aus beiden Lagern. Ein DevOp Engineer muss IT und Software verstehen.“
Hier knüpft gleich Stefan Novoszel an, bei Zühlke Österreich als Business Solutions Manager im Einsatz. Zühlke ist ein international tätiger Innovationsdienstleister. Die partnergeführte Unternehmensgruppe realisiert maßgeschneiderte IT-Lösungen gemeinsam mit ihren Kunden. „Unseren Kunden ist es wichtig, sich von ihren Mitbewerbern abzuheben“, schildert Novoszel, der jahrelange umfangreiche Erfahrung in der Begleitung der digitalen Transformation bei vielen Unternehmen in Österreich besitzt. Novoszel betont ebenfalls die eigentlich gegensätzliche Interessenslage von Entwicklung und Operations „Viele große Unternehmen sind sehr Silo-artig organisiert, mit dem Problem, dass sich Zielsysteme oft widersprechen. Dabei gibt es einerseits Entwicklungsabteilungen, die Features möglichst schnell realisieren sollen. Andererseits gibt es eine IT-Operations-Abteilung, die daran gemessen wird, wie stabil ihre Systeme laufen, und dass es wenig Down-time gibt. Jedes neue Feature und jedes neue Einspielen – egal, wie gut gemacht – birgt hier ein potentielles Risiko. Oft hängen auch noch Bonuszahlungen daran. Und natürlich arbeiten die Menschen so, dass sie ihren eigenen Zielen entsprechen. Ein guter Ansatz ist es, die Teams „zusammenzuwürfeln“ und ihnen die gemeinsame Verantwortung und ein gemeinsame Ziel zu geben. Das ist der einzige Weg, damit sie sich trauen, die Dinge voranzutreiben.“
Zur Rolle von DevOps meint Novoszel: „Die Idee bei DevOps ist es, dass man von Anfang an Qualität in die Produkte einpackt.“ Automatisierung schafft zudem Fehlervermeidung, weiß der Informatiker: „Wenn man den Code eincheckt, dann laufen die Tests automatisiert durch, dann wird der Code automatisiert in ein Staging geschoben, mit Integrations- und Lasttests. Dazu gehört auch, dass der Staging-Bereich sehr produktionsnahe aufgebaut ist. Das ist nicht ganz einfach, aber wenn das geschafft ist, hat man tatsächlich die Grundvoraussetzung, um professionell Software liefern zu können. Bei Amazon beispielsweise passiert das tatsächlich in Reinkultur. Hier wird alle paar Sekunden deployed, der Code geht durch die Pipe und wird dabei automatisch auf seine Qualität geprüft.“ Tipp des Zühlke Managers: „Damit DevOps funktioniert, ist eines ganz wichtig: Vorleben. Es geht darum, ein Team zu finden, das Spaß daran hat, interdisziplinär zusammenzuarbeiten und zeigt, dass dieses gemeinsame Arbeiten auch besser funktioniert als der bisherige Prozess“. Wenn DevOps lediglich von der Unternehmensspitze plötzlich verordnet werde, funktioniere das sicher nicht.
Eine andere Perspektive bringt Norbert Vohn ein, er ist Head of DevOps Euro beim schwedischen Telekommunikationsunternehmen Ericsson, der Mobilfunknetzbetreiber zu seinen Kunden zählt und damit das 5G-Business in Europa entscheidend prägt: „Im Bereich Telekommunikation sind wir von einer alten, stark monopolistisch geprägten Struktur über die letzten Jahre in eine sehr viel schnellere Umsetzung gekommen. Früher wurden hier nur alle paar Jahre neue Features in Telekommunikationssystemen eingepflegt, das ist heute mittlerweile komplett anders. Darauf haben wir uns hier im Eurolab in Aachen eingestellt und stellen den Entwicklern hier unterschiedliche Environments zur Verfügung. Wir brauchen z.B. Umgebungen, wo die Entwickler innovative Dinge ausprobieren und Erfahrungen sammeln können, aber auch Staging Environments bzw. Productional Environments, um beim Kunden schneller ins Deployment zu kommen und die Qualität durch automatisierte Tests zu verbessern.“
Das passiert bei Ericsson nicht nur in Aachen, sondern läuft weltweit verteilt. „In unserer Branche sehen wir verschiedene Pipelines der Entwickler, die letztlich bei den Operators dann zusammenkommen. Hier liegt auch schon die Schwierigkeit, diese Pipelines zusammenzubringen. Wir schauen im Prinzip, wie wir diesen gordischen Knoten auflösen können“, erklärt Vohn, „die ganze Sache ist in einem systemrelevanten Bereich sicher komplexer und schwieriger. Wenn man im Online-Shop einmal zwei Minuten warten muss, kann man damit leben. Aber im Telekommunikationsbereich erwartet jeder eine hohe Qualität“ Eine Challenge ist auch das verschiedene Mindset bei den Kunden: „Auf Kundenseite gibt es ganz unterschiedliche Erwartungshaltungen und es gibt Unterschiede in der Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Das bedeutet, es sind sehr spezielle, auf den jeweiligen Kunden zugeschnittene Pipelines notwendig“, berichtet der Ericsson Experte, „es geht bei DevOps nicht nur um Technologie, sondern darum, die kulturelle Transformation zu begleiten. In Zukunft würde ich mich damit als Social Engineer und nicht mehr als Software Engineer bezeichnen.“
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Jürgen Pointinger, Nagarro: „Auf technischer Ebene überzeugt DevOps durch eine Kombination aus agilen Entwicklungsmethoden, Automatisierung, dem Qualitäts- und Sicherheitsgedanken und Continuous Delivery“
Nagarro ist Digitalisierungspartner mit 10.000 Mitarbeitern weltweit und positioniert DevOps als Evolutionsschritt, der von innen heraus wirkt wie Jürgen Pointinger, DevOps Practice Lead in der Wiener Niederlassung, berichtet: „Wir haben schon vor langer Zeit DevOps in unsere DNA aufgenommen, dabei schwebt der Qualitätsgedanke überall mit und in erster Linie ist immer das Ziel, den Kunden zu stärken. Als man vor 12 Jahren das erste Mal über DevOps geredet hat ging es darum, die typischen Silos von Entwicklung und Betrieb aufzubrechen und zu bewirken, dass Teams mehr miteinander reden und arbeiten. Auch Information Security musste an Bord geholt werden. Wir reden hierbei von rein menschlichen Hürden, das hatte mit Technologie noch gar nichts zu tun“, erinnert sich Pointinger. „Heute unterstützen wir unsere Kunden mit DevOps dahingehend, dass sie ihre Unternehmenskultur methodisch, von innen heraus anpassen, damit die Lücke zwischen agilen Entwicklungsteams und der Unternehmensführung geschlossen wird. Das Top-down Verordnen funktioniert nicht.“ Der DevOps Ansatz bringt wirklich viele Vorteile, menschlich und technisch, outet sich Pointinger als echter DevOps Enthusiast: „Auf technischer Ebene überzeugt DevOps durch eine Kombination aus agilen Entwicklungsmethoden, Automatisierung, dem Qualitäts- und Sicherheitsgedanken und Continuous Delivery.“
Der Nagarro-Consultant bringt ein konkretes Beispiel aus dem Native Advertising Bereich mit ein, wo er seit eineinhalb Jahren mit einem mittelständischen Unternehmen zusammenarbeitet: „Dort wurde die Wechselwirkung zwischen Qualität, Sicherheit und Schnelligkeit deutlich. Zuerst stellte man die Qualität zugunsten der Geschwindigkeit zurück. Das Ergebnis war, dass man von der mangelnden Qualität und technischen Schulden schnell eingeholt wurde. Es gab lange Abnahmeprozesse und fehlerhafte manuelle Lieferungen. Das war eine große Belastung für die Mitarbeiter und die Einsparungen bei der Qualität haben das Unternehmen letztlich träger statt schneller gemacht. Mit DevOps konnten wir sowohl Qualität als auch Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität rasch deutlich verbessern! Ich denke, auch an diesem Beispiel sieht man ganz gut, was DevOps leisten kann.“
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Manfred Schmid, Ramsauer & Stürmer: „Mit DevOps als Methode gelingt es uns, die Transparenz zu schaffen, um für alle nachvollziehbar zu sehen: Wo stehen wir gerade?“
Manfred Schmid, seit März neben Markus Neumayr zweiter Geschäftsführer bei Ramsauer & Stürmer, einem ERP Hersteller aus Salzburg mit aktuell rund 400 Kunden, schildert die eigene Challenge so: „Wir entwickeln eine Business Software Lösung für unterschiedliche Branchen: für lebensmittelerzeugende Unternehmen und Banken bis hin zu Bauhandwerkern. Das stellt uns in punkto Features vor große Herausforderungen, weil es aufgrund der Komplexität gar nicht so einfach ist, hier den Überblick zu bewahren. Mit DevOps als Methode gelingt es uns, die Transparenz zu schaffen, um für alle nachvollziehbar zu sehen: Wo stehen wir gerade? Oder zur Frage: Inwiefern ist es z.B. sinnvoll, Features vorzuziehen, um weniger fehleranfällig zu sein?“
Schmid weiter: „Für uns war es in den letzten Jahren eine große Veränderung, weg vom klassischen Wasserfall-Modell und Pflichtenheft hin zu DevOps und agilen Methoden. Man hat viel kürzere Ziele und Entscheidungsintervalle: So sind ca. alle zwei Wochen Sprints, wo wir dann Abnahmen haben. Außerdem darf auf die gesamte Kundenthematik nicht vergessen werden. Man muss den Kunden so weit bringen, dass er bereit ist, sich alle zwei Wochen Zeit zu nehmen. Insgesamt ist es tatsächlich ein Riesen-Kultur-Thema“, bekräftigt Schmid die Aussage von Irmgard Gmachl. „DevOps von heute auf morgen einführen zu wollen, wäre aber ein komplett blauäugiges Unterfangen“, warnt Schmid, „es bedeutet, sich mit den Mitarbeitern ständig auszutauschen. Es ist eine große Herausforderung, aber toll, wenn es dann funktioniert. Es wird zwar nie perfekt funktionieren, aber es ist ein sehr guter Ansatz, in die richtige Richtung zu kommen, der eine Qualitätssteigerung und mehr Übersicht bringt und organisatorisch die Teams formt.“
Irmgard Gmachl greift die Kundenthematik auf, denn oft sehen Kundenerwartungen anders als die eigenen Vorstellungen aus: „Ein Kunde von uns hatte die Erwartung: Die Software ist fertig und es gibt vielleicht einmal im Jahr einen Bugfix. Wir haben einmal pro Monat Features und Bugfixes geliefert, damit waren wir in den KPIs des Kunden tiefrot. Das heißt, das Mindset des Kunden ist natürlich ganz wesentlich. Will man mit dem Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich zusammenarbeiten, muss man ihn von DevOps überzeugen.“ Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine offene Fehlerkultur. „Man muss im Team absolut offen und konstruktiv mit Fehlern umgehen. Wenn das nicht möglich ist, dann vergiss DevOps“, bringt Gmachl das interne notwenige Mindset auf den Punkt. Drittens: „Wichtig ist auch daran zu arbeiten, wie sich die Teams im Sinne von Know-how weiter entwickeln können“, so Gmachl. Zur Fehlerreduktion rät sie „zur Automatisierung und zum Aufteilen auf kleinere Häppchen.“
Peter Lieber ist auch das Thema Sicherheit bzw. SecDevOps ein Anliegen: „Wir haben im VÖSI die Special Interest Group „Safety & Security“. Genauso wie Design und Funktionalität muss auch Safety & Security von Anfang an in der Software Entwicklung mitgedacht werden.“ Lieber geht zudem auf die Dokumentation ein: „Hier gab es die irrtümliche Annahme, dass ein Wechsel auf DevOps die Dokumentation erspart. Das ist nicht der Fall. Erfolgreich ist man in der agilen Umsetzung nur dann, wenn perfekt dokumentiert wurde. Ich verwende etwa Modellierung als Dokumentationshilfe. Die Dokumentation ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil in der Software Entwicklung.“
Manfred Schmid stimmt Peter Lieber zu: „Von der Dokumentation bis zu jedem Release hilft DevOps sehr. Es gilt da wirklich die Transparenz zu schaffen, damit man nicht mehr auf einzelne Player oder Entwickler angewiesen ist. Im Team die Ziele zu erreichen und im Team das Know-how weiterzugeben – das fördert den Teamgedanken und die Zusammengehörigkeit ungemein.“ Schmid fasst zusammen: „DevOps ist nicht mehr wegzudenken, es bringt uns Transparenz und Verbesserungen – sowohl menschlich in der Zusammenarbeit als auch in der Qualität der Software.“
Jürgen Pointinger ergänzt: „Wir beraten und begleiten zwar die Unternehmen, aber die Veränderung muss von innen passieren. Ein Grundstein sind cross-funktionale, agile Teams, die Autonomie brauchen. Und ganz wichtig ist das Vertrauen, das aufgebaut werden muss. Das ist nichts, das man einfach geschenkt bekommt. Es geht dabei nicht nur um mehr Austausch miteinander, sondern auch darum, unterstützende Teamstrukturen dafür aufzubauen. Unsere Herangehensweise ist immer: Wir betrachten die gesamte Wertschöpfungskette um Probleme und Blocker zu identifizieren und aufzulösen. Entgegenwirken kann man z.B., indem man Experimente fördert oder indem man Bausteine kleiner macht.“
Foto: Zühlke/Ludwig Schedl
Stefan Novoszel, Zühlke: „DevOps ist der Motor, damit wir möglichst schnell die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden abdecken können“
Für Stefan Novoszel gibt es heute nur einen Weg: „DevOps ist der Motor, damit wir möglichst schnell die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden abdecken können. Endkunden permanent in den Entwicklungsprozess einzubinden, ist ein wesentlicher Schritt. Es gibt Studien, dass nur 60 Prozent aller entwickelten Features tatsächlich genutzt werden. Das heißt, es geht nicht nur darum, Feedback zuzulassen, sondern es auch zu schätzen, denn richtig genutzt, eröffnet es uns zusätzliche Entwicklungskapazitäten.“
Foto: Ericsson
Norbert Vohn, Ericsson: „DevOps ist eine wichtige und richtige Einbahnstraße. Sobald man das Rad zurückdrehen will, werden die Leute das ablehnen“
Norbert Vohn hakt ein: „Genau das war für uns der Grund, 2008/09 mit agilen Methoden zu starten. Wenn Features dann nicht genutzt werden, verbrennt man nur Geld in der Entwicklung und der Spaß und die Motivation bei den Entwicklern sind weg.“ Der DevOps-Experte resümiert: „Es gibt keinen Weg zurück, man könnte provokant sagen: DevOps ist eine wichtige und richtige Einbahnstraße. Sobald man das Rad zurückdrehen will, werden die Leute das ablehnen.“
Thematisiert wurde in der Expertenrunde auch das Thema Ausbildung. Für Irmgard Gmachl ist „Learning by doing“ ganz wichtig. „Am wichtigsten sind mir Leute mit Potenzial und Talent für IT, die Vorbildung ist gar nicht so relevant. Wir sind daran gewöhnt, auszubilden.“
Jürgen Pointinger sieht es ähnlich: „Wer in Richtung DevOps gehen möchte, kann bei uns interne Ausbildungsprogramme nutzen.“ Manfred Schmid ergänzt noch: „Zusätzlich ist externe beratende Hilfe am Anfang sicher gut, quasi als Hilfe zur Selbsthilfe.“
Stefan Novoszel ist die individuelle Förderung und das Herausnehmen aus dem Alltagstrott wichtig: „Früher gab es das Gießkannenprinzip, heute berücksichtigen wir viel mehr Vorlieben und Talente unserer interdisziplinär arbeitenden Mitarbeiter. Wir organisieren beispielsweise Camps zu Spezialthemen, die drei bis vier Tage dauern.“–cw–
Der DevOps-Roundtable zum Nachsehen: https://youtu.be/-O6dim2Jw-w