Alle 14 Tage aktuelle News aus der IT-Szene >
Die Gemeindeverbände Horn und Tulln setzen auf Spezialsensoren, intelligenten Plattformen, Künstliche Intelligenz und Funktechnologie in der Altglas- und Hausmüllentsorgung.
Foto: Saubermacher/Günther Peroutka Franz Göd, Obmann Gemeindeverband Horn, Haymo Schöner, Geschäftsführer Austria Glas Recycling, Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, Hans Roth, Gründer Saubermacher, Andreas Bierwirth, CEO Magenta Telekom, Ralf Mittermayr, CEO Saubermacher (v.l.) Die Pilotprojekte in Horn und Tulln zeigen das große klimarelevante Potenzial, das in der Entsorgung schlummert und mit modernen Technologien gehoben werden kann. „Informationen werden genau erfasst und analysiert. Dank der Transparenz kann man die Entsorgung punktgenau steuern und folglich höhere Qualität, weniger Lärm und einen geringeren CO2-Ausstoß bei mehr Effizienz erzielen“, informiert Hans Roth, Gründer von Projektpartner Saubermacher. Dazu haben die F&E-Spezialisten des Entsorgungs- und Recyclingunternehmen mit Sitz in Feldkirchen bei Graz in Kooperation mit der Firma Stummer, der TU Graz, dem Know-Center, dem Joanneum Research und dem österreichischen Start-up SLOC neue Tools entwickelt und seit dem Vorjahr in beiden Regionen getestet.
Die rund 600 Hightech-Sensoren namens ANDI2 („Automatisch, Nachhaltig, Digital und Innovativ“), die von SLOC mit Praxisfeedback von Saubermacher entwickelt wurden, messen und kommunizieren den Inhalt von 300 Altglas-Behältern an eine intelligente Plattform. Dieses IoT-Tool vernetzt verschiedene Parameter – etwa den Behälterfüllstand und die maximale LKW-Nutzlast – und erstellt einen gesamthaft optimierten Tourenplan. Beispielsweise sollen Behälter nicht schon entleert werden, obwohl sie erst halb voll sind. „Wir haben den durchschnittlichen Füllgrad der entleerten Behälter um 30 Prozent verbessert“, erklärt Ralf Mittermayr, CEO von Saubermacher. „Dabei wurde auch die Qualität verbessert. Die Anzahl der überfüllten Behälter wurden deutlich um über 80 Prozent reduziert“, so Mittermayr.
Dass das dynamische Entsorgungssystem sinnvoll ist, zeigten die Lockdown-Phasen. Während es in anderen Regionen mit statischer Entsorgung aufgrund der plötzlich anfallenden deutlich höheren Sammelmengen bei einigen Sammelstellen zu kurzzeitigen Überfüllungen kam, konnte dies in Horn dank des dynamischen Sammelsystems verhindert werden.
Die Datenübertragung erfolgt über die Funktechnologie NarrowBand IoT (NB-IoT) von Magenta. „Das Projekt zur intelligenten Glassammlung ist ein gutes Beispiel dafür, wie Digitalisierung zur Effizienzsteigerung und somit auch zur Vereinfachung von Prozessen beitragen kann“, so Andreas Bierwirth, Magenta Telekom.
„Die Ergebnisse haben mich überzeugt. Wir gehen nun vom Pilotprojekt in den Regelbetrieb über und möchten viele andere Altglas-Sammelpartner auch motivieren solche Systeme einzusetzen“, sagt Haymo Schöner vom Auftraggeber Austria Glas Recycling (AGR).
„Liebe/r Bürger/in! In Ihrem Restmüll befanden sich noch erhebliche Fehlwürfe. Der Hauptstörstoff war Leichtverpackung. Bitte achten Sie auf die richtige Mülltrennung. Das schützt die Umwelt und das Klima! Herzlich, Ihr Abfallwirtschaftsverband“ – mit solchen bzw. ähnlichen persönlichen Rückmeldungen direkt auf das Smartphone von 116 Testhaushalten in drei Gemeinden im Bezirk Tulln wurden die Mülltrennung und die Recyclingquote durch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz verbessert. Ein sogenannter „Wertstoffscanner“ im Sammelfahrzeug erkennt mit unterschiedlichen Sensoren/Kameras und einem neuronalen Netzwerk, ob im Restmüll Fehlwürfe wie z.B. Plastikverpackungen sind.
Einmal in der schwarzen Tonne entsorgt, sind Wertstoffe wie Altpapier und Biomüll für das Recycling verloren. Würde man die gesamten Fehlwürfe im Restmüll österreichweit reduzieren, so könnte man rund 350.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Der Wertstoffscanner wurde gemeinsam von Fahrzeugbauer Stummer, Joanneum Research, TU Graz und Saubermacher entwickelt.
Die Ergebnisse zeigen, dass allein schon das Wissen über das Monitoring – ähnlich wie bei einem leeren Radarkasten – zu einer Verhaltensänderung führt. „Effizienzsteigerung durch moderne Abfallsysteme sind für die Gemeinden das Gebot der Stunde in Zeiten von Nachhaltigkeit- und Klimazielen. Mit den Pilotprojekten in Horn und Tulln zeigen wir erfolgreich vor, wie man Abfallwirtschaft digital und effizient gestalten kann. Unser Ziel muss es sein, dieses System in größeren Regionen zu testen, den Umgang damit zu lernen und möglichst bald auf alle Gemeinden Österreichs auszurollen“, so Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes. Bei beiden Projekten wurden die gebotenen Datenschutzstandards eingehalten.