Alle 14 Tage aktuelle News aus der IT-Szene >
Gastbeitrag: Die technische Entwicklung wird Augmented Reality-Technologien zum Durchbruch verhelfen. Unternehmen sollten sich auf die neuen Möglichkeiten für Marketing und E-Commerce, die die 3. Dimension mit sich bringt, schon jetzt vorbereiten, rät Ulrich Clemens.
Foto: Snap Neue Devices und Technologien werden den Trend zur Augmented Reality in naher Zukunft deutlich fördern. Damit eröffnen sich für Handel und Hersteller attraktive neue Marketing- und E-Commerce-Optionen. Die Zukunft hat bereits begonnen! Auf dem Smartphone oder Tablet werden Augmented Reality-Anwendungen mehr und mehr gängige Praxis. Seit diesem Jahr macht das kalifornische Unternehmen Snap Inc., also die Firma hinter der Snapchat-App, einen neuen Anlauf, das AR-Sichtfeld und damit auch die Einsatzmöglichkeiten von Augmented Reality mit einer Brille zu erweitern. Optisch erinnert die „Spectacles 4“ an eine futuristische Sonnenbrille und ist mit 134 Gramm auch nur unwesentlich schwerer als eine durchschnittliche Alltagsbrille. Diese Entwicklung ist besonders für den E-Commerce von Bedeutung.
Spontan wird sich manch einer fragen: „AR-Brille? Für jeden Tag? Brauch‘ ich sowas?“ Manch anderer wird sich an das Debakel mit Googles Glass Project erinnern und ähnlich abweisend reagieren. Doch eine nähere Betrachtung lohnt sich: Augmented Reality-Anwendungen als Kombination aus digitalen Inhalten und der realen Welt werden bisher vor allem auf kleinen Smartphone-Bildschirmen oder den etwas größeren Tablets genutzt. Diese nicht unerhebliche Limitierung fällt nicht sofort auf, denn die Begeisterung darüber, das virtuelle Sofa in der realen Umgebung platzieren zu können, überwiegt erst einmal. Aber: Genau diese Limitierung wird fallen, sobald es Alltags-AR-Brillen für jedermann gibt.
Daran, dass es diese AR-Brillen in naher Zukunft geben wird, hat kein Fachmann auch nur den geringsten Zweifel. Seit langem wird gemunkelt, dass Apple und Facebook in der Entwicklung einer solchen Brille weit fortgeschritten sind. Dabei soll die reale Umgebung des Nutzers durch virtuelle Objekte angereichert werden – ohne den limitierenden Blick auf ein Smartphone. Dass nun ausgerechnet die Snap Inc. das Rennen um eine neue Generation von AR-Brillen eröffnet, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Im Bereich Augmented Reality bietet Snapchat seinen Nutzern bereits diverse spannende Features an und entwickelt seine App in den letzten Jahren zielgerichtet von der reinen Spaßanwendung zum leistungsfähigen Marketing- und E-Commerce-Kanal weiter.
So ist es auf Snapchat zum Beispiel möglich, Produkte, Unternehmen oder Marken zu scannen und sofort zu identifizieren. Eine direkte Shopping-Option – ohne die Notwendigkeit, das Portal zu verlassen – soll noch in diesem Jahr starten.
Die neue AR-Brille ist der nächste wichtige Schritt: Ausgestattet mit zwei Kameras, vier Mikrophonen, zwei Lautsprechern und einem mit bis zu 2.000 Nits leistungsstarken, transluzenten Display, beherrscht sie das Tracking der Hände, von Markern und natürlich der Oberfläche der Umgebung. Das Ganze verspricht aufregende neue Möglichkeiten – nicht nur für die Gaming-Industrie. Die Erweiterung der Realität durch AR ist auch für Marketing und E-Commerce ein folgerichtiger und vor allem sehr erfolgversprechender Schritt. Denn Augmented Reality wirkt zum einen als Booster für die Produktpräsentation, zum anderen erhöht sie das Involvement und kann ein wirksames Instrument sein, um die Retouren deutlich zu reduzieren.
Die Perfektionierung der Customer Journey gilt unter E-Commerce-Verantwortlichen aktuell als Muss: Nur wer seinen Kunden für sie relevante und interessante Informationen, Services und Angebote bietet, kann sich im stetig zunehmenden Wettbewerb behaupten. AR ermöglicht Shoppingerlebnisse einer neuen Dimension. Denn das Erlebnis, Produkte in der eigenen Umgebung zu sehen, steigert das persönliche Involvement und die Attraktivität. Auch die Beurteilung von Produkten fällt erheblich leichter als auf einem einfachen Foto im Online-Shop. So lassen sich viele der für den Handel teuren und für die Kunden lästigen Retouren vermeiden. Noch mehr Möglichkeiten werden die neuen AR-Brillen eröffnen, die das Sichtfeld gegenüber den aktuell eingesetzten Smartphones und Tablets noch einmal deutlich erweitern. Mit ihnen kann zum Beispiel die gesamte Einrichtung mittels Augmented Reality, also erweiterter Reallität, geplant werden. So bekommt das unter Marketingverantwortlichen vielgepriesene Online-Einkaufserlebnis eine ganz neue Bedeutung.
Auch wenn die Spectacles 4 zurzeit erst einmal mit ausgewählten Kunden getestet wird und es bis zur offiziellen Markteinführung noch etwas dauert, sollten Handel und Hersteller auf diese Erweiterung der Produktpräsentation vorbereitet sein. Denn so viel ist klar: Gerade in der Anfangsphase werden die solventen und experimentierfreudigen Early Adopters jede Möglichkeit zum Ausprobieren der neuen Technik nutzen. AR-Content wird also noch gefragter sein als bisher.
Der Autor Ulrich Clemens ist Chief Marketing Officer bei Scanblue.