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Gastbeitrag: Viele Unternehmen entscheiden sich beim Wechsel auf SAP S/4HANA für die Cloud. Aber welcher Weg dorthin ist der beste? RISE with SAP verspricht einen einfachen Umstieg, ist in der Praxis aber oft aufwendiger und teurer als gedacht. Damit später kein böses Erwachen droht, sollten Unternehmen genau hinsehen, meint Sören Genzler.
Foto: SoftwareOne Der Autor: Sören Genzler, SAP Solutions DACH, SoftwareOne SAP S/4HANA ermöglicht mit seiner In-Memory-Datenbanktechnologie völlig neue Business Cases und bietet enormes Innovationspotenzial. Die meisten Unternehmen wollen daher lieber früher als später auf das neue ERP-System umsteigen. Dabei scheint das Alles-aus-einer-Hand-Angebot RISE with SAP auf den ersten Blick sehr verlockend: Es umfasst ein vollumfängliches SAP S/4HANA Cloud inklusive Hosting und Transformationsservices. Doch der Teufel steckt im Detail. Denn der Service-Umfang bei RISE ist stark standardisiert, sodass viele – oft unvermutete – Aufgaben und Kosten auf Unternehmen zukommen. Ein Beispiel: SAP sorgt zwar dafür, dass das System läuft, und spielt die kritischen Sicherheits-Patches oft auf eigene Initiative ein. Bei den weniger kritischen muss sich der Kunde aber selbst kümmern, ob und wann er sie angewendet haben will. Hier den Überblick zu behalten und zu entscheiden, wann welche Maßnahme erforderlich ist, fällt schwer. Als Unterstützung veröffentlicht SAP die bekannten Security Notes und im Early Watch Alert findet man auch entsprechende Hinweise. Jedoch müssen die Kunden dies nunmehr proaktiv durcharbeiten und beurteilen. Das kostet Zeit und erfordert Experten-Wissen. Da IT-Teams in der Regel knapp besetzt und SAP-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt inzwischen Mangelware sind, benötigen die meisten Unternehmen die Unterstützung eines externen Dienstleisters. Diese Kosten addieren sich zum SAP-Angebot.
Auch die Verantwortung für die Performance des SAP-Gesamtsystems liegt teilweise beim Kunden. Er muss diese nicht nur selbst überwachen, sondern auch auf Fehlersuche gehen, wenn es zu Störungen kommt. Da das ERP-System geschäftskritische Prozesse abbildet, die reibungslos funktionieren müssen, können sich Unternehmen hier keine Verzögerungen oder gar Ausfälle leisten. Schon ein kleines Problem an einem einzelnen Glied kann sich auf die gesamte Prozesskette auswirken und hohe Kosten verursachen. SAP sagt klipp und klar: Performance-Probleme sind durch den Kunden zu analysieren oder durch ein zusätzlich kostenpflichtiges Cloud Application Services (CAS) Package zu beauftragen. Derartige Analysen sind aufwendig, denn die möglichen Ursachen können vielfältig sein. Liegt es am SAP-System selbst, am Netzwerk oder an der eigenen Hardware? Vielleicht wird an einer Maschine der Arbeitsspeicher knapp oder es gibt einen technischen Defekt. Auch ein Programmierfehler in einer individuellen Unternehmensanwendung oder ein vergessener Patch könnte dafür verantwortlich sein, dass ein Prozess ausgebremst wird und nicht mehr wie gewünscht funktioniert. Das große Problem beim Performance-Monitoring und der Fehlersuche besteht darin, dass das SAP-System im RISE-Modell einer Blackbox gleicht: Da Kunden keinen direkten Zugriff haben, erhalten sie nur wenig Einblicke. Das macht es nahezu unmöglich zu erkennen, wo im Gesamtsystem der Fehler liegt.
Um Transparenz zu schaffen, brauchen Unternehmen ein Monitoring-Tool, das das gesamte SAP-System durchleuchtet. Dieses muss durch SAP zertifiziert sein, damit ein sicherer Betrieb gewährleistet ist. Andernfalls kann es passieren, dass SAP die Software als möglichen Schadensbeteiligten oder gar -verursacher reklamiert, wenn es zu Systemfehlern kommt. Eine Monitoring-Lösung wie PowerConnect für SAP greift in Echtzeit auf S/4HANA zu und überwacht es kontinuierlich. In den vorgefertigten Dashboards sehen Anwender auf einen Blick, ob Prozesse reibungslos laufen und wie performant Applikationen reagieren. So erhalten Unternehmen ohne lange Einarbeitung ein Frühwarnsystem, mit dem sie Probleme unmittelbar erkennen und drohende Ausfälle vorhersehen können. Selbstverständlich können eigene Dashboards dazu entwickelt oder vorhandene erweitert werden. So lassen sich ungeplante Ausfälle um bis zu 65 Prozent reduzieren und Reparaturzeiten für geschäftskritische Apps und Services sogar um 75 Prozent verkürzen. Das setzt allerdings voraus, dass das Unternehmen über das fachliche Know-how verfügt, die Störfaktoren zeitnah zu beseitigen.
RISE with SAP ist also alles andere als ein Selbstläufer. Um für einen performanten und sicheren Betrieb ihrer Geschäftsprozesse zu sorgen, müssen Unternehmen einiges tun. Dafür brauchen sie entweder Spezialisten im eigenen Haus oder Unterstützung durch einen externen Partner. Beides kostet Geld und sollte bei der Kalkulation berücksichtigt werden. Am Ende wird RISE with SAP dadurch meist signifikant teurer als das Marketing verspricht. Es lohnt sich daher zu prüfen, ob man nicht lieber gleich auf ein Direct-Cloud-Angebot eines Managed Services Providers (MSP) zurückgreifen möchte. Dieser übernimmt Hosting und Betrieb von SAP S/4HANA Cloud und unterstützt zudem mit umfassenden begleitenden Services. Um Preise zu vergleichen, müssen Kunden alle relevanten Posten zusammenrechnen, die bei RISE im Pauschalpreis enthalten sind: die SAP-Lizenzkosten, die Cloud Consumption und den SAP-Betrieb. Dazu kommen jeweils noch die erforderlichen ergänzenden Managed Services.
Ob RISE with SAP oder Direct Cloud – in jedem Fall ist es empfehlenswert, sich vorab von einem Spezialisten beraten zu lassen. Er kann nicht nur dabei helfen, Kosten zu kalkulieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen, sondern auch Optimierungspotenziale aufzeigen. Denn ein Umzug ist die perfekte Gelegenheit, einmal gründlich auszumisten. Der Wechsel zu SAP S/4HANA ist der ideale Zeitpunkt, um Überflüssiges loszuwerden und neu mit SAP zu verhandeln. Auch im ERP-System selbst sollten Unternehmen Großputz machen. Da bei S/4HANA die gesamte Datenbank in den Arbeitsspeicher geladen wird, lohnt es sich, Ballast abzuwerfen. Wer dagegen sein bestehendes SAP-System einfach eins zu eins migriert, verursacht vermeidbare Kosten und kann das Potenzial von S/4HANA Cloud gar nicht voll ausschöpfen.
Eine gute Umzugsvorbereitung, unterstützende Managed Services und ein geeignetes Monitoring-Tool: All das sind wichtige Faktoren, an die man beim Wechsel auf SAP S/4HANA denken sollte. Ob RISE with SAP oder die Direct Cloud eines Dienstleisters der beste Weg ans Ziel ist, hängt immer vom Einzelfall ab. Unternehmen sollten sich daher bei ihrer Entscheidung die Marketing-Versprechen gezielt hinterfragen und alle ihrer individuellen Aspekte beleuchten. Ein erfahrener MSP kann umfassend unterstützen – sowohl bei RISE with SAP als auch bei einer Direct-Cloud-Lösung. So können Unternehmen Stolperfallen vermeiden und ihre Transformation effizient vorantreiben.