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IT-Forensiker Tobias Scheible gibt Security-Tipps gegen Cybercrime und Hacker.
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Cybercrime-Banden agieren immer professioneller, warnt Sicherheitsforscher Tobias Scheible
Wie schützt man sein Unternehmen vor Cybercrime? Tobias Scheible ist Sicherheitsforscher an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen (Baden-Württemberg). Im Interview legt der IT-Security-Experte seine Akten zu Cyber-Crime offen und gibt Tipps für die IT-Sicherheit.
it&t business: Was sind die Trends bei Cyber-Kriminalität?
Tobias Scheible: Wir beobachten, dass sich Cybercrime-Banden immer professioneller aufstellen. So wird zum Beispiel aktives Recruiting von Fachkräften betrieben und es wird mit hohen Gehältern, 13. Monatsgehalt und Krankengeld geworben – was vor allem in strukturschwachen Regionen äußerst attraktiv ist. Gleichzeitig arbeitet der Untergrund mit den gleichen wirtschaftlichen Prinzipien wie die normale Wirtschaft – illegale Dienstleistungen, erfolgsbasierte Vergütungen bei Infektionen von Systemen und Bewertungen von Händlern von Schadsoftware. Immer steht dabei der maximale wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund – meist durch die Erpressung von Lösegeldzahlungen.
it&t business: Gibt es einen Schadensfall, der besonders Ihre Aufmerksamkeit erregt hat?
Tobias Scheible: Der SolarWinds-Hack Ende 2020 hat vielen Experten im Bereich IT-Sicherheit eindrucksvoll die Verwundbarkeit der Systeme gezeigt. Es handelte sich hier um einen Supply-Chain-Angriff. Dabei drangen Angreifer in die Systeme von SolarWinds ein verteilten über manipulierte Updates eines Netzwerküberwachungstools eine Schadsoftware an beinahe 18.000 Kunden. Somit war in der Folge von außen ein Zugriff auf die internen Netzwerke der Unternehmen möglich.
it&t business: Welche 5 Tipps würden Sie Unternehmen geben, die an ihrer IT-Sicherheit arbeiten möchten?
Tobias Scheible: Grundsätzlich ist es immer gut, wenn ein Unternehmen nach einem massiven Sicherheitsvorfall schnell wieder zum produktiven Zustand zurückkehren kann. Daraus leiten sich die folgenden fünf Tipps ab:
it&t business: Gibt es einen vermeidbaren Fehler, den viele machen?
Tobias Scheible: Ein solcher Fehler besteht darin, zu viel Vertrauen in technische Systeme zu haben und davon auszugehen, dass sich Angreifer nur für andere, größere Unternehmen interessieren… Diese Einschätzung kann fatale Auswirkungen haben, denn viele Angriffe laufen komplett automatisiert ab und nehmen daher jeden ins Visier. Gleichzeitig werden dabei nicht technische Systeme angegriffen, sondern Menschen mit psychologischen Tricks manipuliert, damit schadhafte Vorgänge ausgeführt werden.
it&t business: IT-Systeme werden immer smarter, werden Hacker es auch? Wo geht die Entwicklung hin?
Tobias Scheible: Trends wie Cloud-Lösungen, Big Data und KI sind auch im Bereich Cybercrime angekommen. Es werden neue Lösungen mit diesen Technologien entwickelt, um Angriffe schneller und effizienter auszuführen. Hierbei werden klassische Sicherheitstechniken oft ausgehebelt. Dadurch entsteht ein Wettrüsten. Gleichzeitig wird auch die Verteidigung immer smarter.