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VÖSI-Studie: Jeder 13. in Österreich erwirtschaftete Euro kommt aus der IT-Branche.
Foto: VÖSI/APA-Fotoservice/Juhasz Rüdiger Linhart, UBIT WK Wien, Martin Puaschitz, UBIT WKÖ, Peter Lieber, VÖSI-Präsident, Christian Helmenstein, Economica, Rainer Will, Handelsverband (v.l.) Die Bruttowertschöpfung der IT-Branche macht rund 26,4 Mrd. Euro aus, das entspricht 7,4 Prozent der Gesamtwirtschaft Österreichs. Anders ausgedrückt: Jeder 13. in Österreich erwirtschaftete Euro wird in der IT-Branche generiert. Die Branche sichert insgesamt rund 234.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich, das ist jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich – Tendenz steigend. Das sind die Ergebnisse der Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen IT-Sektors“, die anlässlich des 35-Jahre-Jubiläums des Branchenverbands VÖSI erstellt wurde.
„Die Ergebnisse der Studie untermauern unsere Annahme, dass die Bedeutung der IT-Branche in Österreich stetig steigt“, unterstreicht VÖSI-Präsident Peter Lieber. „Die IT-Branche ist eine wesentliche Stütze und Motor für alle Branchen – besonders 2020 wäre ohne IT und Software in Österreich und weltweit wenig weitergelaufen. Home Office und Home Schooling, aber auch viele Prozesse in den Unternehmen sind heute ohne den Einsatz von Software gar nicht mehr möglich“, stellt Lieber fest.
Der IT-Sektor in Österreich leistet einen substanziellen Beitrag zur österreichischen Wirtschaft. Bereits im Kerngeschäft – dazu zählen unter anderem die Softwareentwicklung oder auch IT-spezifische Beratungsdienstleistungen – generiert der Sektor in Österreich rund 10,9 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung (BWS). Im Verhältnis zur gesamten generierten BWS in Österreich entspricht das einem Anteil von 3,1 Prozent. Betrachtet man zusätzlich die indirekten Effekte (durch Lieferanten und Zulieferer) und die induzierten Effekte (betrifft den Konsum heimischer Produkte durch die Beschäftigten), erhöht sich die BWS im Kerngeschäft auf 14,5 Mrd. Euro (4,1 Prozent der Gesamtwirtschaft). Anders ausgedrückt ist knapp jeder 24. in Österreich erwirtschaftete Euro dem heimischen Software- und IT-Sektor (Kerndefinition) zuzuschreiben.
Noch eindrucksvoller ist eine Betrachtung des gesamten IT-Sektors im weiteren Sinne, das heißt inklusive Softwarehandel, Telekommunikation, aber auch Universitäten und Forschungseinrichtungen. Es ergibt sich eine totale BWS von 26,4 Mrd. Euro. Das entspricht 7,4 Prozent der gesamten Wirtschaft. Knapp jeder13. Euro wird durch die heimische IT-Branche erwirtschaftet, ergibt die aktuelle Studie. „Bereits die direkte Wertschöpfung (19,9 Mrd. Euro) liefert einen substanziellen Beitrag zur österreichischen Wirtschaftsleistung und liegt etwa auf einem Niveau mit der Beherbergungs- und Gastronomie-Branche“, erklärt Christian Helmenstein, Studienautor und Vorstand des Economica-Instituts.
Die gesamte BWS, betrachtet auf Bundesland-Ebene, zeigt mit 47,2 Prozent eine deutliche Dominanz von Wien. Grund dafür ist die Ballung von (großen) Unternehmen des IT-Dienstleistungssektors in der Bundeshauptstadt. Oberösterreich belegt Platz zwei (13,7 Prozent), gefolgt von der Steiermark (10,9 Prozent). Die übrigen sechs Bundesländer tragen nur rund ein Viertel zur gesamten BWS bei.
In Summe kommt der IT-Sektor aktuell auf 234.400 Beschäftigungsverhältnisse. Dies bedeutet, dass heute jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich unmittelbar und mittelbar durch den IT-Sektor im weiteren Sinne gesichert wird. „Allein die Zahl der direkt in der Branche angesiedelten Arbeitsplätze (rund 148.500 Beschäftigungsverhältnisse) ist vergleichbar mit der des Sektors Erziehung und Unterricht und entspricht in etwa dem Doppelten des Sektors Hochbau“, erläutert Helmenstein.
Zu den rund 148.000 direkten Beschäftigungsverhältnissen kommen zusätzlich knapp 67.000 im Vorleistungsnetzwerk und nochmals rund 19.000 durch zusätzliche Konsumausgaben induzierte Beschäftigungsverhältnisse. Daraus ergibt sich die totale Beschäftigung von rund 234.400 (5,1 Prozent der Gesamtbeschäftigung). Die IT-Branche im weiteren Sinne bezahlt rund 12,1 Mrd. Euro für Löhne und Gehälter.
Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil im gesamten IT Sektor bei rund 18 Prozent. In den Kernbereichen gibt es die meisten Frauen im Bereich Software-Architektur (20 Prozent), gefolgt von Standard-Software-Entwicklung (19 Prozent) und App-Entwicklung/Coding (17 Prozent). Je technischer die Jobs werden, desto weniger sind Frauen vertreten. Bei Systemadministratoren (8 Prozent), Solution Developer (7 Prozent) und im Bereich IT-Security (1 Prozent) ist der Frauenanteil am geringsten. Nur knapp ein Viertel der Unternehmen setzt laut Studie bislang Maßnahmen, um mehr Frauen in IT-Jobs für das Unternehmen zu gewinnen.
„Hier gibt es noch ganz viel zu tun, wir dürfen auf Frauen als Arbeitskräfte im Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor (ICT) nicht verzichten, sondern ganz im Gegenteil alles tun, um hier mehr Frauen als Fachkräfte zu gewinnen“, betont VÖSI Präsident Peter Lieber. Der VÖSI hat dazu im Februar 2020 die Special Interest Group WOMENinICT gegründet. Ziel ist, es einerseits Frauen in der ICT-Branche mehr sichtbar zu machen, und mehr junge Mädchen und Frauen für die Branche zu gewinnen.
Rund 24.000 Fachkräfte fehlen laut UBIT-Erhebungen bereits heute. Laut der Studie wird der Personalbedarf in allen IT-Jobs heuer noch zunehmen. Dazu meint Martin Puaschitz, Berufsgruppensprecher IT im Fachverband UBIT der WKÖ: „Die Digitalisierung und der IT-Sektor bringen die heimische Wirtschaft wieder ins Rollen. Für innovative Projekte und um digitale Chancen aktiv ergreifen zu können, sind Kreativität sowie das notwendige Können und Wissen gefragt. Wir müssen gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um den Anteil an IT-Fachkräften und so die Wertschöpfung im Land zu steigern.“
Rüdiger Linhart, Berufsgruppensprecher IT in der Fachgruppe UBIT der WKW, ergänzt: „Rund die Hälfte der Wertschöpfung im heimischen IT-Sektor ist in Wien konzentriert. Dennoch müssen wir gemeinsam mit den Unternehmen die Qualifikation im IT-Bereich intensivieren: Neue Ausbildungswege für IT-Lehrlinge, vor allem für Mädchen, verstärkte interne Aus- und Weiterbildung in den Betrieben, begleitet durch Beratung und Förderungen. Dann gelingt uns der Weg in eine erfolgreiche digitale Zukunft.“
Der Handel zeichnet für mehr als 41 Prozent aller Software-Umsätze in Österreich verantwortlich. Aufgrund der filialisierten Struktur, die bundesweit Stadt- und Ortskerne aber auch Peripherien bereichert, ist die Nähe zu IT-Service-Technikern entscheidend. Darüber hinaus hat sich der Kunde durch die Corona-Krise im Verhalten maßgeblich verändert. Damit hat sich auch der Trend beschleunigt, dass sowohl Kommunikation und Beratung als auch präziseste Systemabfragen etwa zu reservierten Waren oder Lieferungen angeboten werden müssen. Das kann der Handel nur mittels Software-gestützter Systeme bewältigen.
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, sieht das so: „Fast jeder zweite Kunde der österreichischen Software-Industrie kommt aus dem Handel. Das kommt nicht von ungefähr, denn wir schätzen die lokale Dienstleistung der Software-Branche, um die digitale Transformation der Branche partnerschaftlich und flexibel durchlaufen zu können. Software hat sich im Handel zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor entwickelt, um Kundinnen und Kunden bestmöglich zu verstehen und bedienen zu können. Die Politik ist nun gefordert, den Rahmen für die Aus- und Weiterbildung der Branche gezielt und zeitnahe zu ermöglichen.“ Rainer Will regt an: „Wir wünschen uns die eCommerce-Fachwirt-Ausbildung als Ergänzung zur eCommerce-Lehre, wie dies in Deutschland bereits gelebte Praxis ist. Übrigens wünschen sich das mehr als zwei Drittel aller Händler und 63 Prozent aller Konsumenten.“