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Jürgen Novak vom Bundesrechenzentrum (BRZ) im Gespräch über nachhaltigen Data Center-Betrieb.
Foto: Christian Renezeder Jürgen Novak, Leiter BRZ Facility Management: „Green IT ist im BRZ nicht neu, sondern seit über 10 Jahren ein Thema, das wir laufend weiterentwickeln. Aktuell sind die Virtualisierung von Servern und Containerplattformen ein großes Thema. Virtualisierung hilft dabei, Energie einzusparen und die Performance von Services zu steigern.“ it&t business: Was sind die wesentlichen Treiber für einen sparsameren Ressourceneinsatz im BRZ?
Jürgen Novak: Das Thema Green IT ist im BRZ nicht neu. Schon seit über 10 Jahren beschäftigen wir uns auf unterschiedlichen Ebenen damit, wie wir Ressourcen sparen und nachhaltiger wirtschaften und arbeiten können. Das BRZ besteht seit Jahrzehnten, unser Rechenzentrum ist nach und nach gewachsen. Mit laufenden Anpassungen und Umbauten, aber auch mit dem technologischen Fortschritt in der IT reduziert das BRZ seinen ökologischen Fußabdruck laufend.
Die Beweggründe dahinter sind vielfältig. Als österreichisches Unternehmen möchte das BRZ natürlich mit gutem Beispiel voran gehen und sieht es als seine Pflicht, das Thema Ökologie und Umweltbewusstsein aufzugreifen. Es sprechen aber auch rein ökonomische Gründe dafür, Strom und andere Ressourcen zu sparen. Und zu guter Letzt ist es auch ein Thema beim Recruiting: Unternehmen, die nachhaltig agieren und CSR-Maßnahmen umsetzen sind für Bewerber und Bewerberinnen attraktiver – das möchten wir natürlich nutzen.
it&t business: Welche Maßnahmen wurden gesetzt und welche stehen noch an?
Jürgen Novak: Das BRZ legt Wert auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Durch den Einkauf von Ökostrom über die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) wird das BRZ derzeit zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt, die keinerlei Emissionen verursachen. Die Nutzung von Strom im BRZ ist somit CO2-neutral. Zusätzlich zum CO2-neutralen Bezug von Energie ist ein verantwortungsvoller und sparsamer Umgang mit Energie notwendig, um die nachhaltige Verwendung von Rohstoffen sicherzustellen.
Das BRZ setzt mit vielen einzelnen Maßnahmen Schritte in Richtung Reduktion des Energieverbrauchs. So wurde etwa im Bereich der Beleuchtung die Lichtsteuerung auf Anwesenheits-Trigger umgestellt, um Licht in nicht genutzten Bereichen automatisch abzuschalten. Die erforderliche Außenbeleuchtung des BRZ wurde auf LED-Technologie umgestellt. Alle im BRZ im Einsatz befindlichen Aufzugssysteme nutzen die Rückgewinnung von Energie für den stromsparenden Betrieb. Das ermöglicht eine Energieeinsparung von 96 Prozent gegenüber den zuvor eingesetzten Systemen. In den letzten sieben Jahren konnte der Gesamtstromverbrauch der Rechenzentren um 55 Prozent gesenkt werden. Die PUE (Power Usage Effectiveness) liegt aktuell bei 1,5–1,6 für die beiden Rechenzentren des BRZ. Die Reduktion des Stromverbrauchs ist einerseits auf eine effizientere IT-Hardware, und andererseits auf Optimierungen im Bereich Facility Management zurückzuführen.
Wir möchten auch beim Thema Mobilität „grüne Wege“ gehen. BRZ-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen haben seit mehr als 10 Jahren die Möglichkeit, kostenlos Fahrräder zu leihen, um Wege innerhalb des Stadtgebiets klimaschonend zurückzulegen. Dazu stehen Leihräder rund um die Uhr zur Verfügung. Zur Förderung der Elektromobilität im Bereich des PKW-Verkehrs stehen insgesamt 6 E-Ladestationen zur Verfügung, diese werden bis Jahresende auf 8 erhöht.
it&t business: Wie gestaltet sich der IT-Lifecycle im BRZ?
Jürgen Novak: Wir denken das Thema Green IT von der Beschaffung über den Betrieb bis zur Entsorgung. Bei der Beschaffung orientieren wir uns am österreichischen Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung („naBe-Aktionsplan“). Dieser Aktionsplan richtet sich an alle öffentlichen Auftraggeber in Österreich, somit auch an das BRZ. Er legt für 16 Beschaffungsgruppen überprüfbare und nachvollziehbare ökologische Kernkriterien fest, die die Basis für das öffentliche Beschaffungswesen darstellen. Das BRZ beschafft ausgewählte standardisierbare Produkte mittels Abrufen aus Rahmenvereinbarungen der BBG. Die BBG wendet die naBe-Kriterien verpflichtend an. Für Leistungen, die in BRZ-Ausschreibungen zur Vergabe gelangen, sind zumeist keine naBe-Kriterien explizit definiert, aber es werden bei IT-Hardware im Rahmen der Preisbewertung Folgekosten wie Betriebs- und Wartungskosten miteinbezogen und – sofern anwendbar – wird die Energieeffizienz als Bewertungskriterium berücksichtigt. Es ist also sichergestellt, dass das BRZ Strom, PCs, Notebooks Monitore, Multifunktionsgeräte, Server, Netzwerk- und Storage-Systeme, aber auch Reinigungsdienstleistungen und Papier naBe-konform beschafft.
Während des Betriebs setzen wir auf Virtualisierung von Servern und einfache Maßnahmen wie Stromspareinstellungen, die den Verbrauch reduzieren. Geht ein Gerät dem Ende seines Lebenszyklus entgegen und muss ersetzt werden, bieten wir die meisten Geräte unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zum Kauf an. Kann ein Gerät nicht weiterverwendet werden, wird es gemäß den aktuellen Vorschriften entsorgt. Datenträger werden sicher vernichtet.
it&t business: An welchen (nachhaltigen) Schrauben kann gedreht werden?
Jürgen Novak: Ein wesentlicher Aspekt der Reduktion des Stromverbrauchs in unseren Rechenzentren ist die zunehmende Virtualisierung der Server. Je höher der Virtualisierungsgrad einer Server-Landschaft ist, desto optimaler werden die Server ausgelastet. Leerläufe werden so vermieden. Dies ermöglicht die Reduktion des Stromverbrauchs. Während 2013 rund 36 Prozent der Server im BRZ virtualisiert waren, waren es 2019 bereits 84 Prozent. Der Jahresstromverbrauch bei einem physischen Server liegt aktuell bei 1,92 MWh, bei einem virtuellen Server bei nur 0,73 MWh. Auch die neue Technologie der Container-Plattformen, die wir im BRZ etwa beim Grünen Pass im Einsatz haben, hilft, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen und Lastspitzen gut zu managen.
it&t business: Wer und wie werden Einsparungspotenziale ermittelt?
Jürgen Novak: Durch die Gebäudeleittechnik verfügt das BRZ über ein laufendes Monitoring der Betriebszustände, Raumtemperaturen und Energieverbräuche der technischen Infrastruktur. So besteht die Möglichkeit, sehr rasch Abweichungen zu erkennen, zu analysieren, zu korrigieren und die technischen Komponenten auch ständig zu verbessern. Weiters setzt das BRZ bei Umbauten und Neubauten auf State-of-the-art Technologien.