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Gastbeitrag: Soforthilfe bei Sicherheitsvorfällen: Über IT-Forensik berichtet Sebastian Fuchs
Foto: Shutterstock Aus einem Cyber-Angriff lernen – so lässt sich die Aufgabe der IT-Forensik zusammenfassen Gelingt es Angreifern, in die IT-Systeme eines Unternehmens einzudringen und Daten zu stehlen, ist ein Sicherheitsvorfall, ein sogenannter Incident, eingetreten. Das gleiche gilt, wenn eigene Mitarbeiter Daten entwenden. Dann sind IT-Forensik-Experten gefragt, um die Auswirkungen zu ermitteln, die Systeme bei Bedarf wieder herzustellen und Maßnahmen zur Abwehr weiterer Angriffe zu treffen.
Ein Großteil deutscher Unternehmen aller Größen wurde in den letzten Jahren mindestens einmal Opfer eines Hackerangriffs. Das zeigt sich auch an der steigenden Zahl und der höheren Intensität von Cyber-Attacken. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens haben die Angreifer ihre Methoden und Verfahren immer weiter verfeinert und zweitens ist durch die zunehmende Digitalisierung die Komplexität der IT-Landschaften dramatisch angestiegen; damit haben sich auch die möglichen Angriffsflächen vervielfacht. Die Auswirkungen sind gravierend. Experten gehen davon aus, dass rund die Hälfte der erfolgreichen Angriffe zu Produktions- oder Betriebsausfällen führten.
In einigen Fällen werden Incidents sofort bemerkt; in anderen Fällen können mehrere Monate vergehen, bis Unternehmen einen Sicherheitsvorfall entdecken. Aufgrund fehlender Ressourcen dauert es im Mittelstand oft besonders lang. In dieser Zeit befindet sich der Angreifer im Netzwerk und kann weitere Systeme kompromittieren oder Firmengeheimnisse stehlen – und das kann im schlimmsten Fall die Existenz kosten. Dabei muss der Täter nicht unbedingt von außen kommen, es können auch unzufriedene Mitarbeiter sein oder solche, die das Unternehmen bereits verlassen haben, die Daten entwenden. Nach Bekanntwerden eines Incidents sind IT-Forensik-Services gefragt, wie sie etwa NTT Security anbietet, um den Schaden zu identifizieren und die Ursachen zu beseitigen.
Aus einem Cyber-Angriff für die Verteidigung lernen – so lässt sich die Aufgabe der IT-Forensik mit wenigen Worten beschreiben. Dabei gibt es deutliche Analogien mit anderen Untergebieten der Forensik, etwa der Rechtsmedizin oder der forensischen Genetik. Die Gemeinsamkeit: Es geht immer um Methoden und Verfahren, um illegale Handlungen systematisch zu untersuchen. Das gilt auch für Computer- und Cyber-Kriminalität jeder Art, egal, ob Identitätsdiebstahl und -missbrauch von Bank- und Kreditkartendaten, Industriespionage, Datenklau durch Hacker und eigene Mitarbeiter oder Lösegelderpressung (Ransomware).
Forensische Analysen liefern Antworten auf die Kernfragen: Was ist passiert? Um welchen Datensicherheitsvorfall handelt es sich? Wie ist es geschehen? Wohin sind Daten abgeflossen? Lässt sich ein Täter ermitteln? Relevant ist dies etwa im Hinblick auf die Strafverfolgung. Und nicht zuletzt: Wie lässt sich eine Wiederholung vermeiden?
Bedeutsam sind beispielsweise Protokoll- und Netzwerkkonfigurationsdaten, aber auch Session-Daten. Relevant sind ferner Aufzeichnungen von Netzwerk- und Systemmanagement-Tools. Anhand einer intensiven Auswertung all dieser Daten können IT-Forensiker beispielsweise die Ausbreitung und die Wege von eingeschleuster Malware verfolgen und Antworten auf die zentralen W-Fragen liefern: Was ist geschehen? Wie ist es passiert? Wohin sind Daten abgeflossen? Wer ist dafür verantwortlich?
Den Abschluss der forensischen Analyse eines Sicherheitsvorfalls bilden Sofortmaßnahmen und eine Präventionsberatung. Dazu gehört etwa die Durchführung einer Bestandsaufnahme und einer Risikoanalyse durch erfahrene Experten für Informationssicherheit und Risikomanagement. Dem sollte eine eingehende, und in besonders sensiblen Unternehmensbereichen auch wiederkehrende Mitarbeiterschulung zur Stärkung des Sicherheitsbewusstseins folgen. Darüber hinaus sollten Unternehmen ein ganzheitliches Konzept für Cyber-Defense einführen, das Prävention, Erkennung, Abwehr sowie die schnelle und richtige Reaktion auf Angriffe jeder Art umfasst.
Der Autor Sebastian Fuchs ist IT Security Consultant bei NTT Security.