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Gastbeitrag: Über den Status Quo von Cloud und Edge Computing berichtet Steffen Roos.
Foto: Detecon Der Autor Steffen Roos ist Managing Partner der Unternehmensberatung Detecon International Die Cloud steht bei CIOs schon lange ganz oben auf der Agenda und die Pandemie hat diesen Trend noch weiter verschärft und beschleunigt. Laut einer Umfrage von YouGov und HPE hat knapp die Hälfte (44 Prozent) der Unternehmen in Deutschland die Cloud-Nutzung seit Beginn der Pandemie ausgebaut. Davon hat der Großteil (68 Prozent) die Cloud-Nutzung um bis zu 30 Prozent gesteigert. Allerdings variieren die Nutzungsreifegrade der Unternehmen stark. Während einige sich bereits tief in die Materie eingearbeitet haben, konnten andere bisher nur die Oberfläche des Themas ankratzen. Klar ist, dass der Einsatz der Cloud von der jeweiligen Geschäftsstrategie und der daraus abgeleiteten IT-Strategie abhängt. Denn die Cloud ist - mit all ihren Vorteilen - nicht immer die kostengünstigere Alternative im Vergleich zur bestehenden Infrastruktur. Dennoch gibt es im Bereich der Cloudifizierung noch viel ungenutztes Potenzial.
Unternehmen sollten von vornherein überlegen, wofür sie die Cloud nutzen, welchen tatsächlichen Mehrwert sie ihnen liefert und sich fragen, inwieweit Cloud-Lösungen einen Business Impact für die eigene Organisation generieren können. Soll die Lösung als Treiber für die Optimierung bestehender Geschäftsprozesse, etwa durch datengetriebene Automatisierung, Entscheidungsfindung und Steuerung, oder als Enabler für neue Geschäftsfelder, beispielsweise durch ein neues digitales Produktportfolio oder durch strategische Partnernetzwerke und vernetzte Lieferketten genutzt werden? Also konkret: Welche Herausforderungen sollen mithilfe der Cloud bewältigt werden? Was sind die Champion Use Cases für mein Unternehmen? Die Antwort auf diese Frage ist für jedes Unternehmen aufgrund vorliegender Gegebenheiten – wie etwa dem zugrundeliegenden Geschäftsmodell oder den vorhandenen Assets und Legacy-Systemen – unterschiedlich. Aus diesem Grund ergeben sich für jedes Unternehmen unterschiedliche Potenziale und Chancen aus dem Cloudeinsatz. Cloudification ist überall denkbar, aber nicht immer sinnvoll.
Mit der fortlaufenden Digitalisierung von Unternehmen steigen die Anforderungen an den Datenfluss- und die Datenanalyse, insbesondere in Bezug auf die Latenzzeiten. Im Industriebereich zum Beispiel müssen durch die Realisierung konkreter IoT-Lösungen immer größere Datenmengen in kurzer Zeit analysiert und als Entscheidungsimpulse zurückgespielt werden. Das Edge Computing ist hierfür die perfekte Lösung und sichert die weitere Vernetzung des Unternehmens. Daten können hier dezentral verarbeitet werden, direkt dort wo sie anfallen. Die Daten werden also schneller verarbeitet und können entsprechend zügig in Prozesse übersetzt werden. So werden Antwortzeiten reduziert.
Mit Hilfe von Edge Computing kann ein Unternehmen darüber hinaus eine hohe Ausfallsicherheit durch dezentrale Datenverarbeitung gewährleisten und eignet sich daher beispielsweise sehr gut für Einsätze mit einer hohen Anzahl von Geräten in einem kleinen Versorgungsgebiet. Auch im Bereich der Sicherheit und des Datenschutzes bietet Edge enorme Vorteile für Unternehmen, indem Daten gefiltert und verschlüsselt werden können, bevor diese an die Cloud gesendet werden.
Edge- und Cloud-Computing sind in erster Linie Technologiebausteine innerhalb einer Unternehmensarchitektur. Wie diese Architektur aussieht, hängt von den Herausforderungen ab, die sie adressieren soll. Ist zum Beispiel eine Echtzeitverarbeitung von Daten erforderlich, dann lohnt es sich, diese vor Ort in der Edge durchzuführen. Andererseits lassen sich langfristige Analysen besser in der Cloud abbilden. Je nachdem, ob der Fokus auf Performance, Verfügbarkeit, Sicherheit oder Schnittstellen liegt, muss abgewogen werden, welche Daten wo liegen. Hinzu kommen Fragen danach, welche Systeme bereits vorhanden sind, welche angebunden werden müssen, wie die Schnittstellen und Datenmodelle aussehen und welche Systeme transformiert werden müssen. Letztlich geht es um ein sinnvolles Gesamtkonzept, das auch aus einer Kombination von Cloud-, Edge- und On-Premise-Lösungen bestehen kann. Keiner der Bausteine sollte isoliert voneinander betrachtet werden, sondern als Teil einer langfristigen und nachhaltigen Geschäftsstrategie, die die Herausforderungen der Zukunft abbilden kann.